Mondscheintarif Theater Aalen

Dating-Stress

Ildikó von Kürthy: Mondscheintarif

Theater:Theater der Stadt Aalen, Premiere:23.11.2024Regie:Julius Max Ferstl

Mit der Bühnenadaption von Ildikó von Kürthys Roman „Mondscheintarif“ inszeniert Julius Max Ferstl am Theater Aalen eine Dating-Geschichte mit Humor, Ängsten und Zweifeln an der großen Liebe.

Welche Strategien muss eine Frau entwickeln, die einen Mann liebt und doch nicht zeigen möchte, dass sie liebt? Das ist das Problem von Cora Hübsch, die in den Arzt Daniel Hoffman verknallt ist, 33 Jahre alt. In ihrem Roman „Mondscheintarif“, erschienen 1999, erzählt Ildikó von Kürthy davon, wie Cora mit lauter Delikatessen von einem Buffet in die Genitalien eines jungen Arztes stürzt und sich daraus eine komplizierte Liebesgeschichte entwickelt. Aus der Grundsituation heraus, dass Cora auf einen Anruf von Daniel wartet, entwickelt von Kürthy mit genauen Zeitangaben das Psychogramm einer liebenden Frau, die meint, die Situation mit einem eigenen Marketing begegnen zu müssen und sich dabei von ihrer Freundin Jo beraten lässt.

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Heute heißt eine solche Begegnung Dating. In seinen Formen 2024 unterscheidet sich die Vorbereitung eines solchen Treffens von 1999, der emotionale Kern bleibt jedoch gleich. Das zeigt Alice Katharina Schmidt in der Inszenierung von Julius Max Ferstl am Theater Aalen eindrücklich mit der Monologfassung von Britta Focht und Neidhardt Nordmann.

Besondere Einfälle

Im von Elena Wittbusch geschaffenen Raum – ein verschiebbares dreistufiges Podest mit einer Unmenge an Kissen – und getrieben von einer unbarmherzig fortschreitenden Uhr lässt uns Alice Katharina Schmidt teilhaben an den Emotionen einer jungen Frau, entsetzt, zu Tode betrübt in der Erzählung ihrer Geschichten und doch mit einem vitalen Humor. Dazu hat Ferstl eine Reihe von kleinen Erfindungen hinzugefügt, wenn zum Beispiel die Kommunikation mit Daniel ausschließlich über Mikrofon, das auch aus dem Schnürboden herabgelassen wird, stattfindet. Da wird denn auch eine kleine Reibe zum Telefonhörer. Am Ende dann, als sich die Beziehung geklärt hat, taucht ein pinkes Tastentelefon – Modell 20. Jahrhundert – auf.

Theater Aalen Mondscheintarif

Alice Katharina Schmidt in einem Kissenhaufen. Foto: Peter Schlipf

Es ist der große Abend von Alice Katharina Schmidt, die mit Jeanslatzhose und roten Topp sich im häuslichen Bereich bewegt. Sie stellt in ihrem Spiel zunächst die Gesten der Unsicherheit heraus: Jemand, der der großen Liebe nicht traut. Dabei löst sich im Zweifeln das Bewusstsein der eigenen Identität auf, zumal sie stets unsicherer wird, ob die angewandten Taktiken funktionieren. Schmidt überspielt diese Ängste mit lächelnder Grandezza, um dann diese in Momenten um so stärker aufblitzen zu lassen. Schmidt führt diesen Prozess mit genauen Gesten vor, wobei in ihrem Spiel schillernd bleibt, ob sie die Emotion, die sie gerade erlebt, unmittelbar ist oder schon aus einer komischen Distanz erlebt wird. Unterstützt wird sie dabei durch eine Musikauswahl von No Angels über Anastacia bis hin zur Lighthouse Family, in deren Songs sich Gefühlszustände der Cora Hübsch spiegeln. Ein Happy-End gibt es auch, Cora und Daniel kommen zusammen.