Heute heißt eine solche Begegnung Dating. In seinen Formen 2024 unterscheidet sich die Vorbereitung eines solchen Treffens von 1999, der emotionale Kern bleibt jedoch gleich. Das zeigt Alice Katharina Schmidt in der Inszenierung von Julius Max Ferstl am Theater Aalen eindrücklich mit der Monologfassung von Britta Focht und Neidhardt Nordmann.
Besondere Einfälle
Im von Elena Wittbusch geschaffenen Raum – ein verschiebbares dreistufiges Podest mit einer Unmenge an Kissen – und getrieben von einer unbarmherzig fortschreitenden Uhr lässt uns Alice Katharina Schmidt teilhaben an den Emotionen einer jungen Frau, entsetzt, zu Tode betrübt in der Erzählung ihrer Geschichten und doch mit einem vitalen Humor. Dazu hat Ferstl eine Reihe von kleinen Erfindungen hinzugefügt, wenn zum Beispiel die Kommunikation mit Daniel ausschließlich über Mikrofon, das auch aus dem Schnürboden herabgelassen wird, stattfindet. Da wird denn auch eine kleine Reibe zum Telefonhörer. Am Ende dann, als sich die Beziehung geklärt hat, taucht ein pinkes Tastentelefon – Modell 20. Jahrhundert – auf.
Es ist der große Abend von Alice Katharina Schmidt, die mit Jeanslatzhose und roten Topp sich im häuslichen Bereich bewegt. Sie stellt in ihrem Spiel zunächst die Gesten der Unsicherheit heraus: Jemand, der der großen Liebe nicht traut. Dabei löst sich im Zweifeln das Bewusstsein der eigenen Identität auf, zumal sie stets unsicherer wird, ob die angewandten Taktiken funktionieren. Schmidt überspielt diese Ängste mit lächelnder Grandezza, um dann diese in Momenten um so stärker aufblitzen zu lassen. Schmidt führt diesen Prozess mit genauen Gesten vor, wobei in ihrem Spiel schillernd bleibt, ob sie die Emotion, die sie gerade erlebt, unmittelbar ist oder schon aus einer komischen Distanz erlebt wird. Unterstützt wird sie dabei durch eine Musikauswahl von No Angels über Anastacia bis hin zur Lighthouse Family, in deren Songs sich Gefühlszustände der Cora Hübsch spiegeln. Ein Happy-End gibt es auch, Cora und Daniel kommen zusammen.