Das Theater Regensburg wird Staatstheater

Das Theater Regensburg ist in Anwesenheit politischer Prominenz zum Staatstheater ernannt worden. Wahlkampf oder nötiges Signal mit Vorbildwirkung? Ein Kommentar von Detlev Baur

Wenn in Wahlkampfzeiten ein bayerischer Ministerpräsident samt Kunstminister und Finanzminister zur Pressekonferenz eines Theaters auftaucht, gehört nicht viel Fantasie dazu, sich auf die Taufe eines neuen Staatstheaters im Freistaat einzustellen. 2018 geschah Vergleichbares im schwäbischen Augsburg, gestern im oberpfälzischen Regensburg und in fünf Jahren wäre vielleicht Niederbayern dran? Den Theatern in Nürnberg und Augsburg hat die Ernennung zum Staatstheater nicht geschadet; beide sind auf der Bühne und besonders im digitalen Bereich außergewöhnlich aktiv. Neben Renommee bringt die Ernennung vor allem finanziellen Spielraum und damit Planungssicherheit. Und es ist – bei aller unfreiwilligen Komik im Zusammentreffen des Kunstbanausen Söder mit den Theaterleuten – auch kein schlechtes Zeichen für die Theater, dass von den christlich-sozialen Parteistrategen diese staatliche Investition in die Theaterwelt für hilfreich im Wahlkampf erachtet wird.

In den letzten Tagen war zu lesen, dass sich bei CDU/CSU ein Dreikampf um die Kanzlerkandidatur abzeichne. Zwischen Markus Söder und dem CDU-Vorsitzenden Friedrich Merz sowie dem Ministerpräsidenten Hendrik Wüst. Die beiden letztgenannten stammen aus Nordrhein-Westfalen. In dem bevölkerungsreichsten Bundesland gibt es abgesehen vom Düsseldorfer Schauspielhaus keine Staatstheater; da wäre doch für den internen Machtwettbewerb ein großes Potenzial an Staatstheaterernennungen vorhanden! Andererseits hat Hessen gerade gezeigt, dass es auch eine Nummer kleiner gehen kann. Die Pressekonferenz zur Vertragsverlängerung der beiden Intendantinnen am Hessischen Landestheater Marburg wurde durch die Kunstministerin mit einer bitter notwendigen Aufstockung der finanziellen Zuwendungen an das Haus garniert. In dieser Saison hat dieses Theater schon einige bemerkenswerte Inszenierungen gezeigt, zuletzt eine Premiere in der Regie von Nino Haratischwili.

Auch das Theater, pardon Staatstheater Regensburg hat in den letzten Jahren beachtlich gearbeitet hat und mit seinen fünf Sparten  die Einschränkungen durch Corona udn eine Übergangsspielzeit außergewöhnlich gut überstanden; im aktuellen Heft der Deutschen Bühne berichten wir über den Start eines neuen Leitungsteams.