Ensembleszene aus Giacomo Meyerbeers "Robert le Diable (Robert der Teufel)" in Erfurt.

Zum Bösen gedrängt

Giacomo Meyerbeer: Robert le Diable

Theater:Theater Erfurt, Premiere:16.09.2011Regie:Jean-Louis GrindaMusikalische Leitung:Samuel Bächli

Zwischen dunklem Kirchlein und hellem Laster-Haus kämpfen Alice (Ilia Papandreou) und Bertram (Vazgen Ghazaryan) um nicht weniger als um Gut und Böse, Himmel und Hölle. Der Hell-Dunkel-Kontrast von Stimmen und Stimmung macht dies zu einer der reizvolleren Szenen in Giacomo Meyerbeers fünfaktiger Oper „Robert le Diable“. Das Theater Erfurt hat das 1831 in Paris uraufgeführte, heute selten gespielte Werk zum Saisonauftakt ausgegraben.

Inszeniert hat es Jean-Louis Grinda, Direktor der koproduzierenden Opéra de Monte Carlo. Dass die Oper, die auf eine Volkssage zurückgreift, zu Beginn und immer wieder in einer Irrenanstalt spielt, überdeckt einige Mängel in der Logik der verwickelten Handlung, die auch mit deutschen Übertiteln nicht völlig nachzuvollziehen ist. Es gibt aber dem vorzüglich singenden Chor (Einstudierung Andreas Ketelhut) Gelegenheit, Ticks und Typen vorzuführen. Im Kern der – hier gekürzten – Oper geht es um Robert (Erik Fenton), der von Bertram, der sich spät als dessen Vater entpuppt, zum Bösen gedrängt und gelockt wird und von einem Trio aus (toter) Mutter, Alice und Isabelle, die er liebt, beschützt wird. Regisseur Grinda lässt das in heruntergekommenen Anstaltsräumen samt altertümlichen Behandlungsstuhl (Bühne: Hank Irwin Kittel) zunächst wie ein Kostümfest der Insassen spielen. Die häufigen Massentableaus, die oft als Erklärstücke dienen, malt er breit und mit viel Aufwand aus; in den Duettszenen wird ziemlich häufig zur Rampe gesungen.

Diese Wechsel zwischen Massen- und kleineren Szenen, zwischen Liebesbeschwörung und Teufelsanrufung, lyrischen Partien und Koloraturarien Isabelles (Claudia Sorokina) bestimmen die effektvolle Musik Meyerbeers, der mal den vollen Orchesterapparat, mal nur Harfe und Horn als Begleitung nutzt. Unter dem aufmerksamen Dirigat von Samuel Bächli spielt das Philharmonische Orchester alle diese Effekte aus. Aber restlos überzeugen können weder Stück noch Inszenierung, die nach drei Stunden schön schauerlich in einer Kapelle mit verhängtem Kreuz und Altar endet.