Und wenn der Autor seine Figuren (sich) fragen lässt, ob Una vielleicht doch geflirtet, gewollt hat, was dann kam – dann ist das in dieser Inszenierung nicht der Macho-Spruch „Du willst es doch auch!“ sondern das Herantasten, ob nicht doch sein kann, was nicht sein darf. Beide Darsteller spielen das weitgehend überzeugend: Ray im legeren Büro-Look, Una fest umschlossen von Mantel und Stiefeln. Er spricht häufig mit körperlichen Signalen, windet sich, verkrampft, klammert. Sie redet sich vieles von der verletzten Seele, bis sie sich sehr widerstrebend eingesteht: Auch seine Erinnerung könnte ein Teil der Wahrheit sein. Nur den langen Monolog gegen Ende, wenn beide sich in ihrer jeweiligen Zimmerecke gegenüber sitzen, kann Alexandra Kienitz nicht wirklich gestalten; Marc Schützenhofer nur mit Blicken reagieren. Eines aber wird deutlich: So leicht wie der Papierflieger, den Una aus dem Kopierer zaubert, werden beide nie wieder sein.
Unnötige Erweiterung
Danach bläht eine 50-Minuten-Pause, die der Band „Mary, Phil and the Lust Boys“ gehört, den Abend auf insgesamt dreieinhalb Stunden. Was dann, als Deutschsprachige Erstaufführung der norwegischen Autorin Monica Isakstuen, folgt, ist wenig erhellend. Denn unter dem klassischen Straf-Erziehungssatz „Sieh mich an, wenn ich mit dir rede“ geht es, in wiederum 80 Minuten, um Mütter und Söhne, was sie wollen und fühlen, aber nicht sollen. Darf „Mein Sohn“ (Paul-Antoine Nörpel) schon wie ein Mann fühlen und handeln – oder hat er sich dem ewigen „Schlaf, Kindchen, schlaf“ der Mama zu fügen. Darf die aus dem Stillen des Sprösslings eine andere Befriedigung ziehen als die Sättigung des Säuglings? Um nichts anderes und nicht mehr drehen sich Stück und Lisa Pauline Wagners Inszenierung.
Der nun mit unzähligen Plüschtieren gefüllte Bühnenkäfig wird schnell zur engen Familienhölle: Söhnchen nuckelt und rupft an Luftballonzitzen, probiert, was man mit Kuscheltieren so alles treiben kann. Die Mutter (Sabine Krug) schwankt zwischen Entsetzen und Verboten – und wird dann zur Tochter, die mit dem (eigentlich schon toten) Vater über ganz Ähnliches redet. Da tauschen Sabine Krug und Paul-Antoine Nörpel, beide in sportiven Alltagskleidern, dann zwar Alter und Rollen, nicht aber das Thema. Doch Isakstuens Text bleibt eine ungute Mixtur aus Küchenpsychologie und falsch verstandenem Freud. Dagegen hilft nicht mal ausgiebiges Teddybärenwerfen, weder Komik noch Einsichten wollen da aufkommen.