Und reizvoll für die Bremer Shakespeare Company (BSC). Sie behauptet, in den imposanten Raumvolumina die Insel des Prospero und darauf das Genesis-Institut für kreative Genetik sowie ein Wellness-Paradies gefunden zu haben: „Shakespeares Pleasure Island“. Aber so grob der Laufsteg und die beiden Podien zwischen die Zuschauer gezimmert wurden, so präsentiert sich auch die Regie Lee Beagleys. Nur schemenhaft sind Shakespeare-Figuren zu entdecken. Gefeiert werden hingegen Zitate aus Literatur und Film, die negative Gesellschaftsutopien zum Thema haben, von der Gleichschaltung der Menschen handeln – im Sinne optimierter Ausbeutung ihrer Arbeitskraft. Zu erleben sind pantomimische Satire auf Massentourismus, gespielte Witze gegen Gentechnik, Spott wider den Verlust von Individualität – und mäßige Gesangsdarbietungen. Ist all das noch lustig oder schon Comedy?
Jedenfalls: ein Königreich für einen Dramaturgen. Der aber fehlt auf der Besetzungsliste. Auch deshalb mangelt dem Zickzack der Assoziationscollage die stabile Balance von Parodie und Ernst. Der wahllos wechselnde Ausdrucks- und Formwille sowie die Unzahl der optischen Events, Originalitätskrämpfe und Witzigkeitsanfälle lassen den Abend als Alptraum-Varieté scheitern. In Sachen ästhetischer Behauptung einer künstlerischen Identität verbleibt die BSC experimentierfreudig im Irgendwo stecken – zwischen Regietheater der neusten Stadttheatermoden, Klamauk-, Rabatz- und Überbau-Effekten. Jetzt einfach mal eine Runde aussetzen und zurück auf Start: Kosmos Shakespeare!