Ein junges Paar mit zwei Kindern im trostlosen Vorort lebt vor sich hin. Zu Beginn des Romans „Zeiten des Aufruhrs“ (Revolutionary Road) von Richard Yates erlebt die gelernte Schauspielerin April Wheeler mit einer lokalen Laientruppe ein Desaster, das die Konflikte mit ihrem Mann Frank zu neuen neurotischen Blüten treibt. Frank, der ehemals vielversprechende College-Student, arbeitet intellektuell unterfordert in einem Büro in der Stadt und gönnt sich angesichts der Ehekrise eine Affäre mit seiner Sekretärin. Doch April kommt die womöglich rettende Idee, die Familie solle der engen neuen Welt entfliehen und in Europa, in Paris, ihr Glück machen. Frank könne zunächst seine wahre Bestimmung suchen, während April als Sekretärin das nötige Geld verdient. Doch entwickelt sich Franks Job plötzlich aussichtsreicher und April wird wieder schwanger. Sie will das alle Pläne bedrohende Ungeborene eigenhändig abtreiben. Als Frank schon glaubt, ihr das ausgeredet zu haben, weil der ideale Termin verstrichen sei, legt April Hand an sich und stirbt. Die geschwätzigen Freunde des Paares berichten den neuen Besitzern des Wheelerschen Hauses, wie Frank ganz in seinem Beruf aufgehend – die Kinder sind bei seinem Bruder versorgt – weiterlebt. Soweit der Inhalt.
Enrico Lübbes Uraufführungsinszenierung des Romans (der auch das Spielzeitmotto am Schauspiel Leipzig darstellt) erzählt diese Geschichte genau nach. Die 360 Seiten werden in der dreieinhalbstündigen Inszenierung chronologisch exakt nachgearbeitet. Das erweist sich über weite Strecken als mühsames Geschäft. Auf Raimund Orfeo Voigts Bühne stehen nur vier große Tische, die zehn Darsteller spielen meist frontal zum Publikum und erzählen dabei von Anfang bis zum letzten Satz die Geschichte der Wheelers nach. Die Stimme des Erzählers ist zu Beginn aufs Ensemble verteilt, in der Folge auf einzelne Gestalten, auch Anja Schneider als April und Felix Axel Preißler als Frank sprechen nicht nur in ihren Rollen, sondern auch über sich oder den anderen. Bei aller Dramatik, die Bert Wredes schicksalsschwangere Akkorde in den kurzen Blacks zwischen Szenen unter das Spiel legen, bleibt die Inszenierung meist so blass wie Franks hellblauer Anzug (Kostüme: Bianca Deigner). Die Textfassung konzentriert sich auf die Nacherzählung der Geschichte und schafft damit nur selten dramatische Szenen, selbst die „Szenen“ einer Ehe wirken wohltemperiert.