Was das MP Kollektiv im Projektraum Wagenhallen zu Stuttgart in Kooperation mit dem FITZ! veranstaltet, ist in der Tat eine „theatrale Heldendemontage“, wie das Kollektiv seine Performance untertitelt. In dieser „Götterdämmerung“ wird den Spuren des „Nibelungenliedes“ gefolgt, die Geschichte von Siegfried an König Gunthers Hofe erzählt, die Brautwerbung um Brünhilde, sowie deren Demütigung im Ehebett bis hin zu Siegfrieds Tod. Die Geschichten aus dem „Nibelungenlied“ werden fragmentarisch, in immer neuen Brüchen erzählt, eingeflochten werden Originaltexte aus der mittelalterlichen Vorlage, wie auch aus anderen Texten der germanischen Mythologie. Da wird von Wotan berichtet oder von den drei Rheintöchtern: Fast zwangsläufig muss dazu die Musik von Richard Wagner einbezogen werden, die als eine Collage aus kurzen Schnipseln aus der „Götterdämmerung“ ebenso fragmentarisch bleibt wie die Passagen aus dem „Nibelungenlied“. Sehr laut wird diese Musik eingespielt und wie im Film leitmotivisch eingesetzt.
Siegfried im Goldkostüm
Mit großer Power und Lust an Klischees spielt das vierköpfige Ensemble diese Geschichten. Da tritt der Siegfried des Johannes Werner, der ein exzellenter Musiker ist, in Goldkostüm auf, ein strahlender Held. Doch schon der Einzug der Gruppe im Takt der Trommelschläge zu Beginn wirkt wie das Defilee einer Zirkustruppe, wie auch das szenische Ambiente in diesem Raum, der zunächst einmal die Funktionalarchitektur einer einstigen Industriehalle ausstrahlt. Die Mitte der Bühne wird durch einen goldenen Kreis bestimmt, über dem ein Tierschädel hängt. Am Ende prügeln sich die Spielerinnen über einem mit Goldfolie beklebten Renault Clio mit einer wilden Körperlichkeit um das kultische Zeichen, erreichen es jedoch nicht. Darüber hinaus beherrschen vier Mikrofone und eine große Schlagwerkbatterie die Szenerie. Neben der eingespielten Wagner-Musik wird viel live musiziert, Johannes Werner glänzt an seinem Schlagzeug und vor allen Dingen Sophia Müller wirkt als Musikerin mit Gitarre und Gesang überzeugend. Von der Variation eines Kinderliedes bis hin zu Rockballaden gibt sie der Aufführung mit ihrer warmen Stimme einen ganz eigenen Charakter.