Herr A. und Frau Z. treffen sich im Hotel-Zimmer 1, das zweite Zimmer ist reserviert für Frau A. und Herrn Z., während sich Frau Y. und Herr Z. nebenan im dritten Zimmer ehebrecherisch vergnügen. Kein Paar ahnt, was nebenan geschieht, nur der junge Mann an der Rezeption durchschaut die Heimlichkeiten, die wie nach Fahrplan immer montags stattfinden. Dem Rezeptionisten (Sven Prietz) sind keine Freuden dieser Art vergönnt, denn er, der sich Wal nennen lässt, liebt sein Bienchen (Anna-Marie Lux) hoch oben auf dem Berg. Zusammen finden sie nie, nur per Handy oder SMS können Wal und Biene romantisch betört miteinander kommunizieren. Das Mädchen drückt seine Gefühle oder die der anderen bisweilen auf der Klaviatur eines Pianos aus, wenn Hans Platzgumers Bühnenmusik interpretiert wird.
Entstanden ist „An und Aus“ als Auftragswerk des japanischen Nationaltheaters in Tokyo. Roland Schimmelpfennig, der zu den meistgespielten zeitgenössischen Dramatikern gehört, erweist sich einmal mehr als poetisch versierter Sprachartist. Das Dokumentarische oder Direkte liebt er nicht, viel lieber drückt er die Empfindungen seiner Figuren durch surreale Andeutungen aus. So glaubt Frau Z. (Katharina Hauter), sie habe nach dem Flackern zwei Köpfe wie ein Mutant, während Herr A. vermutet, nun keinen Mund mehr zum Sprechen zu haben. Gespielt wird er mit ungläubig-verzweifeltem Staunen von Stefan Reck, der zu Beginn dieser Spielzeit von Heidelberg nach Mannheim gewechselt ist. Frau A. (wie immer von packender Bühnenpräsenz: Ragna Pitoll) glaubt, sie sei versteinert, und ihr Seitensprung-Partner Y. (Fabian Raabe) fühlt in sich ein brennendes Herz. Frau Y. (Hannah Müller) sieht sich ganz kafkaesk in eine Motte verwandelt, während Herr Z. (Reinhard Mahlberg) glaubt, ein toter Fisch zu sein. Alle drei Paare nehmen durch diese Fantasien und Albträume das vorweg, was durch die Katastrophen womöglich erst in fernerer Zukunft eintreten könnte. Nur das junge Paar, das nicht zueinander findet, bewahrt sich seine romantischen Vorstellungen, obwohl von oben der atomare Fallout in Form schwarzer Schnipsel herabrieselt.
Schimmelpfennig bietet mit „An und Aus“ keine simplen Deutungsmuster an. Alles ist in Auflösung, sogar die Dialoge, die immer fragmentarischer uns symbolischer zu werden scheinen. Als Zuschauer wird man durch die poetischen Sprachbilder regelrecht verstrahlt. Das wirkt nicht sofort, aber am Tag danach fühlt man sich wie von Schimmelpfennig kontaminiert. Eine beachtliche Leistung. Kräftiger Premierenbeifall für das Ensemble und das Produktionsteam.