Doch das Zusammenspiel reduzierte sich in praxi auf gymnastische Gruppenexerzitien sowie kollektives Pinselschwingen (teils auf atemberaubend hoher Leiter), derweil man im Vordergrund monologisierte. Doch die Schnipsel, das Erregte oder Geflüsterte, die Schatten, der unentwegte Grummel-Säusel-Dröhn-Sound, die mit Video überblendete, immerhin hübsch anzuschauende, abstrakt verkleckerte Schwarz-Weiß-Malerei (changierend zwischen Idyllischem, Urwüchsigem und Apokalyptischem), das alles animierte das Publikum nicht zur gewünschten „Begegnung mit den Kräften und Abgründen, die unsere Existenz prägen, aber unserer Ratio entgehen“. Zusammenhanglos performative Wortakrobatik, Pinselartistik und effekthaschende Körperverrenkungen allein packen nicht wirklich, bleiben artifizielles oder krass gesagt anämisches Liebhaber-Entertainment. Wenn da auch von Wahnsinn, Verzweiflung, Scham, Liebessehnsucht, Hoffnung, Angst, Vertrauensverlust, Gottlosigkeit, Not und Einsamkeit knapp gefasst die Rede ist, sie zündet nicht. Versackt im rein Rhetorischen, in bloß räsonierender Behauptung. Zuweilen mit fatalen Einschlägen ins Esoterische, Bewegungs- und Maltherapeutische – angestrengt bedeutungshubernd aufgeladen. Leute, die womöglich weder Hamsun noch Ibsen kennen, mögen sich an diversen Effekten und Reizworten in der Wiederholungsschleife delektieren und sich dabei ein bisschen vorkommen wie bei einer Show im Berliner Großclub Berghain. Die Solisten von Adriana Braga Paretzki edel schwarz, gelegentlich in kostbar brautkleidweiß gewandet; unbedeckte Körperteile, abgesehen vom Gesicht, grandios tätowiert; die Maske provoziert den Neid jedes Tattoo-Studios.
Hartmann, inzwischen 50, tapfer trotziger Romantiker aus Sachsen, ansonsten sympathisch verbissener Menschenverbesserer, gern dramatischer Berserker, gelegentlich auch opernpompöser Monumentalist neuerdings etwa als Verächter eines Theaters, das als Gefühlskraftwerk auftritt, ohne dabei der Denkfabrik abzuschwören? Früher brachte er beides überwältigend in eins. Ein besinnlicher Blick zurück nach vorn wäre anzuraten. Zum Schluss der arg länglichen Veranstaltung hockt ein Peer am Boden im Regen, sein Grab vermessend. Ein richtiges, ein schönes Bild, das aber diesen exquisit vernebelten Bühnenbetrieb mit beschränkter Kommunikation auch nicht mehr hochreißt.