Obwohl sich ein wenig zu viele konventionelle Zutaten hineinmengen, die Weiterentwicklung und Transformation der starken Atmosphäre zu oft der Vermittlung der Handlung untergeordnet wird, was Assoziationsräume eher schließt, verlaufen die 90 Minuten packend. Leslie Sunganandarajah dirigiert seinen ersten Glass präzise und locker, als beschäftigte er sich täglich mit Minimal Music. Er holt aus den vielen Wiederholungen etliche melodische und rhythmische Kleinstmotive heraus, die sich im Hörerohr festkrallen, bei jeder Wiederkehr intensiver. Auch die Rheinische Philharmonie geht in der ungewohnten Aufgabe auf, mit hinreißendem Fluss, trotz leicht wackelnden Solo-Blechs. Nico Wouterses William besticht durch schiere Kraft in fast jeder Hinsicht, Juray Hollys Tenor hat die widerspenstigen Kanten wie die leisen, anrührenden Töne für den Roderick und Ella Tyran singt alle ihre Vokalisen in der gleichen berstend gespannten und doch anmutig fließenden Wut, um im letzten Ton ihre Stimme aufreißen zu lassen wie ein Vulkanausbruch. Selbst die drei als Madelines Alter Ego kostümierten Statistinnen beeindrucken mit ihrer großen Energie. Hier zeigt ein kleines Haus wirklich, was es kann.