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Goldene Käfige

Erich Wolfgang Korngold: Der Ring des Polykrates/Violanta

Theater:Theater Augsburg, Premiere:31.05.2013Regie:Markus TrabuschMusikalische Leitung:Roland Techet

Gerade mal 15 Jahre alt war das Wunderkind Erich Wolfgang Korngold, als es seinen Bühnen-Erstling „Der Ring des Polykrates“ komponierte und kaum 18, als „Violanta“ folgte. Eine zumindest musikalisch äußerst wendige, spritzige Komödie um ein inhaltliches Leichtgewicht das eine Stück, vor opulenten musikalisch-erotisch-schwülen Wallungen nur so strotzend das andere – und darin auch schon ein echter, unverwechselbar schillernder Korngold. Wie bei der Münchner Uraufführung 1816 spielte das benachbarte Theater Augsburg beide Einakter an einem Abend.

Zwei verschiedene buchstäblich goldene Käfige stehen da nacheinander auf der Bühne von Volker Hintermeier: zuerst die Umrisse eines kleinen Hauses für die Geschichte eines Paares, dessen Ehe der einstige mutmaßliche Liebhaber der Frau – und Freund des Mannes namens Peter Vogel – aushebeln will, indem er mit Verweis auf Schillers Ballade ohne Erfolg Misstrauen säht; dann eine hohe gläserne, achteckige Voliere, in deren Mitte ein Wasserbecken prangt, für die Handlung um eine Frau, die den Suizid ihrer Schwester am vermeintlichen Grund desselben, dem Verführer Alfonso, rächen will. Dafür instrumentalisiert sie den eigenen Ehemann und schützt am Ende mit dem eigenen Körper den nun nicht mehr heimlich, sondern mit Haut und Haar geliebten Verführer.

Sally du Randt ist in beiden Einaktern in jeder Hinsicht das Zentrum: mit leuchtendem, intensivem Sopran, Strahlkraft in allen Lagen und – wie immer – großer Bühnenpräsenz, die neben enormer erotischer Ausstrahlung auch (Selbst-)Ironie zulässt. Ihr zur Seite singt und spielt in „Violanta“ Ji-Woon Kim seinen höchst anspruchsvollen Tenor-Part mit schönem, farbigem Timbre und nicht nachlassender, nur selten in der Höhe etwas angestrengt wirkender Kraft. Augsburg kann auch die Nebenrollen gut besetzen, allen voran mit Sophia Christine Brommer als kokettem Lieschen in „Der Ring des Polykrates“ und Bice in „Violanta“ oder mit dem jungen, hervorragend artikulierenden Bariton Giulio Alvise Caselli als Peter Vogel, der hier als Kriegsversehrter gezeichnet ist, sowie als ebenfalls verschmähter Matteo.

Markus Trabusch nähert sich der „heiteren Oper“ des ersten Teils allzu realistisch, macht aus dem absurden Geschehen leider keine überdrehte Komödie, sondern versucht das Geschehen mit Schwarz-Weiß-Projektion der Heerscharen des ersten Weltkriegs und einem Meer aus Soldatenmänteln zu spiegeln. Das Symbolische, die Opulenz und Tragik, die tiefenpsychologische Fallhöher des zweiten Teils, der im venezianischen Karneval spielt, liegen ihm mehr. Das gilt auch für den Dirigenten Roland Techet, der leider wenig Rücksicht auf die Sänger nimmt, und ein Füllhorn an orchestralen Farben mit den Augsburger Philharmonikern ausschüttet, das es schon fast beunruhigend ist. Prägnanz im Detail oder auch variable Tempi waren zumindest in der Premiere seine Sache (noch) nicht.