Auch in „The Emigrants“ entwickelt die Regie von Kjell Moberg alle genannten Stärken. Katja Ebbel Fredriksen hat dazu ein Bühnenbild konzipiert, in dessen Mittelpunkt eine großes multifunktionales Lattengerüst steht, das mal eine Schiffswand, mal das Enge, fast Gefängnishafte des Laderaumes andeutet und schnelle Wechsel ermöglicht, zumal es vom Ensemble gedreht und damit neue Räume geschaffen werden. David Pagan hat für das achtköpfige Ensemble die Musik arrangiert, wobei alle Acht eigene Instrumente spielen. Aus Bild und Klang formt Moberg eine rhythmische Struktur mit hohem Spieltempo und dem genauen Gefühl für den Break in stille Momente. Natürlich kann das nur gelingen mit einem hoch motiviertem „gemischten“ Ensemble aus beiden Theatern, das von seinem gesellschaftlichen Anliegen überzeugt ist und voller Spielfreude ist
Franziska Schmitz spielt die Edda, die voller Neugierde sich auf die Welt des Schiffes einlässt, neugierig auf andere Menschen ist, wie auf den Jungen aus Norwegen (Patrick Stenseth) und seiner Mutter (Elisabet Topp), Emil (Lucas Federhen) oder den portugiesischen Schiffsjungen Flavio, den Jessica Cuna, die zugleich auch als Erzählerin in diese Welt einführt, als jemanden spielt, der große Empathie für das Schicksal dieser Emigranten hat. Ganz anders als Hans von Alexander Redwitz, der forsch das Befehlen gewohnt ist. Je länger die Flaute andauert, um so größer werden die Entbehrungen, die die Menschen in den Wahnsinn treiben, zuerst die Tante von Prisca Maier. Als der Vater kurz vor der Ankunft in New York stirbt, verzweifelt Edda, wird aber von Flavio wieder auf den Boden zurück geholt. Gerd Ritter spielt diesen Vater mit leisen Tönen. Hier gelingt Moberg eines der nachdrücklichsten Bilder: Das Ensemble musiziert. Ritter bearbeitet eine große Trommel, er schlägt immer heftiger, immer verbissener auf sie ein, bis er zusammenbricht und plötzlich eine große Stille eintritt, in der Ensemble und Publikum gemeinsam atmen.
Wie in seinen anderen Inszenierungen gelingt es Moberg, unaufdringlich ein wichtiges gesellschaftliches Anliegen vorzuführen. Dabei überlässt er es respektvoll dem Publikum den Transfer von Geschichten aus dem 19. Jahrhundert in die Gegenwart zu leisten.