Zusammen mit der Dramaturgin Stephanie Junge hat sich die Regisseurin entschieden, den Text auf fünf Spieler zu verteilen und den Rollen auch Namen zu geben. Ulrike Requadt spielt in der Frisur der Jelinek die namenlose „Autorin“ mit einer hohen Sprechkultur, die die gesamte Inszenierung auszeichnet. Sie ist sozusagen doppelt auf der Bühne, einmal als reflexive Philosophin, zum anderen als Dialogpartnerin. Verena Maria Bauer verkörpert mit erfrischend naiver Sympathie Natascha Kampusch, die ja einmal aus der Welt herausgefallen war und nun von einer Medienwelt manipuliert wird. Jacob Keller und Sebastian M. Winkler treten als Banker und später zusammen mit Bauer als Skifahrer in umwerfend komischen Rollen auf. Einen Höhepunkt bildet der Auftritt von Michael Heuberger als Vater, abgeschoben in die Waldeinsamkeit eines Heims, in der Alte über das Vergessen in der Demenz berichtet. Das macht Heuberger so anrührend wie wütend: das ist noch ein Funke, der sich wehrt, vergeblich.
Einerseits haben Mia Constantine und ihr Team – da sind noch die Kostüme von Monika Frenz zu nennen, in der die Schwarz-Weiß-Töne überwiegen – eine formal strenge Inszenierung geschaffen, in der alle Medien (Spiel, Video, Hörspiel, Musik, Raum, Farben) aufs Engste sich verbinden, andererseits prägen Humor, Tragik und große Gefühle diese Inszenierung. „Winterreise“ ist übrigens die allererste Jelinek-Inszenierung in Regensburg.