Wenn das Spiel beginnt, räumt der Brighella, den Sebastian Kreutz mit prächtigem Schnauzer spielt, seinen Raum auf, mit großen artistischen Bewegungen, dabei immer das Publikum anschauend, beginnt mit den Fingern zu schnipsen, fordert das Publikum zum Mitmachen auf und so entsteht aus einer musikalisch rhythmisierten Grundstimmung heraus eine Choreographie, die mit ihren körperlichen und stimmlichen Übertreibungen den Handlungen alles Naturalistische austreibt. Die pure Lust daran, alles in Spiel zu verwandeln, wird hier als Verfremdung eingesetzt, um die heutige Welt zu spiegeln. Allerdings entsteht eine Überfülle an witzigen Handlungen, so dass es denn manchmal wieder zu viel wird. Und dann gibt es noch die Folklore-Falle: Wenn man schon in „Bella Italia“ ist, dann muss schon mit Inbrunst gesungen werden, nicht nur „Felicitas“.
Im Ganzen gelingt es dem Ensemble die Balance zwischen exaltierter Gestik, musikalischem Rhythmus und schriller Stimmen durchzuhalten und dabei auch noch den Raum für Improvisationen zu nutzen. Andreas Haase ist ein smarter Geschäftsmann mit sonorer Stimme, der nur an seinen Vorteil denkt. Jana Alexia Rödiger spielt als Clarice, die Tochter, ihr scheinbares Unglück zickig mit schriller Stimme aus, Friederike Pöschel als in Männerkleidern agierende Beatrice, kopiert übertrieben genau in ihrem Verhalten die Männerwelt. Ihr Geliebter Florindo wird von André Rohde als Inbegriff eines Macho-Playboys gespielt. Gegen diese gänzlich sich überdrehende Herrschaftsschicht setzen sich Julian Härtner als Truffaldino und Johanna Link als Smeraldina nicht nur durch ihre Kostüme ab. Auch, wenn sie in ihren Bewegungen über eine große Artistik verfügen, sind sie in ihrer Spielweise realitätzugewandter als ihre Herrschaften. Dabei glänzt insbesondere Johanna Link auch durch ihr improvisatorisches Spiel.