Die Premiere findet auf dem Hof eines Heidelberger Weingutes statt. In der leichten Brise eines warmen Sommerabends grenzen flatternde rote und weiße Tücher die Spielfläche ein. Auf der Bühne von Marcela von Frydek und Motz Tietze stehen hintereinander gestaffelt zwei Kisten und liegen ein kleines und ein großes hölzernes Schwert, ein Tuch und ein Brustpanzer auf dem Boden. Außer einer Karre, mit der die Kisten transportiert werden können, braucht es keine weiteren Spielrequisiten. Die so ausgestellte Materialität der Dinge setzt sich in den Kostümen fort: Das vierköpfige Ensemble agiert in goldenen bis gelben Ganzkörperkostümen. Alle vier tragen ein Plastikvisier mit einer Gasmaskenlüftung, die wie eine klassische Theatermaske wirkt: Da man die Gesichtsmimik nicht erkennen kann, müssen die Emotionen sich über gesteigerte Körperhaltungen ausdrücken. Über diese „neutralen Masken“ werden wiederum kleine weiße Masken gestülpt, die in ihrer Bemalung an höfische Larven des Rokoko erinnern. Mit diesen Mitteln zitiert Kaiser das Spielprinzip der Commedia dell‘arte, das er auch dramaturgisch nutzt. Dem Text von Ingeborg von Zadow fügt er ein Vorspiel und Zwischenspiele hinzu, die pantomimisch die szenischen Handlungen etablieren und sie in eine mythische Welt überführen wollen, wenn etwa mit einer Einhornmaske agiert wird. Allerdings fehlt es diesen Interludien probenbedingt – selbst die Endprobenphase wurde durch die Unwetter der letzten Tage empfindlich gestört – noch an genauem Timing, zumal die Vorgänge des Vorspiels zunächst befremdlich wirken und sich deren Bedeutung erst im Nachhinein erschließt.
Kaiser arbeitet sehr detailverliebt, wunderbar etwa die Szene, in der sich Henry und Louise küssen und dazu die Deckel ihrer Masken abschrauben müssen; die Inszenierung ist reich an solchen Einfällen, die ihre Kraft aus der Balance zwischen der gegenwärtigen Pandemie und der Rekonstruktion eines Maskentheaters beziehen. Die Choreografie von Marcela von Frydek zur Musik von Stephan Willing, die die Aktionen stimmig unterstützt, lässt das Ensemble konsequent marionettenhaft auftreten, so den Spielern alles Individuelle austreibend. Aber wie schon Meyerhold erwähnte, ohne starke Schauspielerpersönlichkeiten funktioniert eine solche Spielweise nicht. Da fällt besonders Marlies Bestehorn auf, die die liebende Louise aufmüpfig und kess vorführt. Markus Schultz spielt Henry mit tumben Zügen, Kerstin Kiefer die grotesk ausgestattete Victoria und Jörg Nadeschdin den Malcolm. Ein unterhaltsamer Abend ist so entstanden und zudem ein neues Stück von Ingeborg von Zadow, das nicht nur im Freien aufgeführt werden kann.