Grete wird entführt. Charles Way verknüpft das Märchen von Hänsel und Gretel mit einem realen Kriminalfall. 2008 wurde in England eine Neunjährige entführt. Die Eltern selbst waren die Täter, präsentierten sich in den Medien als weinende Opfer, sammelten Spenden, um das vermeintliche Lösegeld bezahlen zu können. Im Stück macht sich nun Hans auf die Suche nach seiner Schwester, lässt sich nicht abschrecken und entmutigen, erkennt schließlich die brutale Wahrheit. Aus dem Märchen ist ein gesellschaftskritischer Krimi geworden, in dem es nicht nur um Spannungseffekte sondern auch um die Hintergründe geht. Auch wenn die Boshaftigkeit der Stiefmutter schockiert, hat sie ihre sozialen Grundlagen.
Drei bewegliche, zimmerhohe Rahmen reichen Kristo Sagor und dem präzisen Ensemble, um diese Geschichte straff und emotional zu erzählen. Einmal kracht eins dieser Bühnenelemente in den Graben. Am Ende stehen Hans und Grete im Wald, Geld regnet vom Himmel, das Mädchen verliert seine Angst. Ein Paradies für Underdogs, einen Augenblick lang glauben sie an ihre Zukunft ohne ständigen Überlebenskampf.