Darüber hinaus scheint sich Bösch vor allem auf die Atmosphäre konzentriert zu haben, romantische Bilder setzt er als Kontrapunkt zur Desillusionierung der Liebenden. Teils sind diese Bilder wunderschön (Desdemonas Gesang im Schnee, kurz vor ihrem Tod), oft aber leider auch einfach bloß kitschig, manchmal schlicht überflüssig: Auf Weltraum-Videoprojektionen mit dem bedeutungsschweren und zaunpfahlwinkenden, blutigen Taschentuch Desdemonas hätte man als Zuschauer lieber verzichtet. Und in Jagos Siegestaumel kurzzeitig im Bühnenbild die satanistische 666 aufleuchten zu lassen – ein überflüssiger Gag.
Dieser Abend ist damit vor allem ein großartiger Schauspielerabend mit einer Besetzung, die auf das Grundpersonal konzentriert ist: Ein (im Übrigen nicht geschwärzter) Othello; weniger ein Außenseiter, dafür vor allem gnadenlos unterlegen, sensibel gespielt von Matthias Redlhammer. Eine zarte Desdemona, in der die gretchenhaft tapsende Friederike Becht die bloße Unschuld zeigt. Der volltrottelige Cassio Florian Langes, der ungestüm wild liebende Roderigo des Daniel Stock, die blind ins Unglück stiefelnde Emilia der Xenia Snagowski. Sie alle sind lediglich Marionetten für den großartig gewichtigen und überragenden Jago des Felix Rech, der raubtierartig um seine Opfer kreist. Emotionen werden vorgeführt, durchdrungen aber wird die Eifersucht nicht – sie bleibt als Motiv auf der Strecke, wenn alles sich um Jago dreht. Das blutige Ende besiegelt dieser mit roter Karnevalströte und einem Bier. Feierabend, bis zur nächsten Jagd.