Unter Hochdruck fuhrwerkt Darsteller Andreas Herrmann all die Vater-Worte aus sich heraus. Während aus den Winkeln und Löchern der Bühne der Erinnerungen die zitierten Figuren wie Gespenster auftauchen, kurze Textpassagen übernehmen und wieder abtauchen. Dabei aber nie ein eigenes Format gewinnen, keine Chance auf ihre Wahrheit haben, da sie nur aus der Sicht des Ich-Erzählers zu erleben sind. Was gerade bei der Ehefrau/Mutter bedauerlich ist, über die der Vater vor allem verächtlich spricht, sie als Spieluhrpüppchen sieht, das dann auch vor den Zuschaueraugen lächelnd kreiselt, dann der eigenen Traumatisierung durchs Lesen von Liebeskitschheftchen zu entfliehen versucht, den Selbstmord aber nicht verhindern kann. Diese Lebensgeschichte ist ein Drama der Zwangsemigration. Im Viehwagen zog die Frau durch halb Europa, wurde mehrfach vergewaltigt. Und hatte ständig Angst, zu verhungern, zu erfrieren, in einem KZ zu landen. Wie kann Theater mit diesen unglücklich verworrenen, schmerzhaften Erlebnissen des Massenexodus von Millionen Deutschen aus Osteuropa nach dem 2. Weltkrieg umgehen? Wie mit dem daraus folgenden revisionistischen, volkstümelnden Denken? Ein Pulverfass – noch immer?
In seinem Text deutet Krolkiewicz an, dass historisch korrektes Erinnern funktioniert, wenn die Darstellung der Deutschen als Opfer nichts, gar nichts am Nationalsozialismus entschuldigt, der das Elend ausgelöst hat. Und der Autor macht deutlich, dass Verlust, Entwurzelung, Vertreibung und Neunanfang in der Fremde nicht das Erfahrungsfundament für Aussöhnung bietet. Das wäre eine spannende Geschichte gewesen. Die Regie befeuert vor allem den Vater-Sohn-Kampf – für „ein kleines Häufchen Asche“.