
Interim in der Leichtbauhalle: Die OPAL in Mannheim
Foto: OPAL © Maximilian Borchardt Text:Martina Jacobi, am 1. Juli 2025
Seit 2022 wird die Stammspielstätte des Nationaltheaters Mannheim, das Theater am Goetheplatz, denkmalgerecht generalsaniert. Seither sind die Sparten Musiktheater, Schauspiel und Tanz in verschiedenen Interimspielstätten untergebracht. Ein Besuch in der OPAL, der Opern-Zwischenspielstätte am Luisenpark.
Die 30 Grad Außentemperatur sind an diesem Tag schon vormittags in Mannheim spürbar. Doch bei der Führung in der Oper am Luisenpark, kurz OPAL, einer der Interimsspielstätten des Nationaltheaters Mannheim, ist es angenehm kühl. Erst kürzlich wurde dort im oberen Foyer eine Ausstellung über die 1957 zur Grundsteinlegung eingelassene Zeitkapsel eröffnet, die bei der Generalsanierung des Spielhauses am Goetheplatz im September 2024 im Fundament gefunden wurde.
Zum Fund der Zeitkapsel im Fundament des Theaters am Goetheplatz. Foto: Martina Jacobi
Seit Beginn der Sanierung 2022 sind die Sparten des Hauses, Oper, Schauspiel und Tanz in verschiedenen Interimsspielorten untergebracht. Im jüngsten Stadtteil Mannheims auf Franklin – bis 2011 war dort das Benjamin-Franklin-Village, ein Stützpunkt der US-Army – dient das umgebaute Kino den Sparten Schauspiel und Tanz als Spielstätte. Das Tanzhaus in Käfertal ist Probenzentrum und Spielort der Compagnie, das Studio Werkhaus in der Mozartstraße ist ein weiterer Spielort in der Innenstadt. Auch im Konzert- und Theaterbau Pfalzbau Ludwigshafen finden Inszenierungen statt, dazu im Schwetzinger Schlosstheater. Nur die Alte Feuerwache in Mannheim ist weiterhin der Spielort des Jungen Nationaltheaters geblieben.
Nach Nutzung wieder abbaubar
Die OPAL wurde als einziger Interims-Neubau als Leichtbauhalle geplant und 2021 bei der metron Vilshofen GmbH in Auftrag gegeben. Schon im Dezember 2022 sollte die Neueröffnung stattfinden. Diese verschob sich erst aufgrund von Lieferschwierigkeiten, dann meldete im November die GmbH wegen Auswirkungen der Corona-Pandemie und des Ukraine-Kriegs Insolvenz an.
Blick aus dem Zuschauerraum auf die Bühne und Hinterbühne mit offenem Ladetor. Foto: Maximilian Borchardt
Nach dem vorersten Baustopp diente die Alte Schildkrötfabrik in Mannheim-Neckarau als Spielort, dort war Musiktheater zumindest für kleine Besetzungen möglich. Die Fertigstellung der OPAL übernahm das NTM nun in Eigenregie. Auf einer Fläche von 2431 qm wurde die Leichtbauhalle gebaut und im Oktober 2024 eröffnet. Nach der Nutzung als Interimsspielstätte kann sie wieder abgebaut und weiterverwendet werden.
Angebautes Containerdorf
Auf dem Weg zum Saal, der knapp 800 Personen fasst, laufen wir vom unteren ins obere Foyer mit der Ausstellung zur Zeitkapsel. Von dort betreten wir den Zuschauerraum und befinden uns in den hinteren, oberen Sitzreihen. An manchen Stühlen im Sahl sind neben der Stuhlnummer Plaketten mit Namen angebracht. Zur Unterstützung des Theaters können Zuschauer:innen sogenannte Stuhlpatenschaften übernehmen und einzelne Stühle im Saal kaufen. Auf der Bühne laufen gerade Arbeiten für die Produktion am nächsten Tag. Eine Besucherin neben mir freut sich über die vielen Techniker:innen. „Das war schlimm während Corona“, murmelt sie und auf meine Nachfrage antwortet sie, sie sei von der anderen Seite, Steuerberaterin für Künstler:innen.
Eine der Patenschaft-Sitzplaketten. Foto: Martina Jacobi
Die Leichtbauhalle fasst die Bühne, die relativ kurze Hinterbühne, auf der das Bühnenbild zweier Produktionen gelagert werden kann, und die beiden Foyers. An die Halle angebaut ist das „Containerdorf“. Von der hinteren Bühne betreten wir einen der Gänge, der die zweistöckigen Containerbauten verbindet. Hier befinden sich die Maske, Kostüme, Technik, Orchestereinspielzimmer, Umkleiden, Duschen, Aufenthaltsräume und mehrere Verkaufsautomaten.
Geplantes Sanierungs-Ende zur Spielzeit 2028/29
Was fehlt, ist eine eigene Kantine für die circa 800 Mitarbeitenden inklusive der Künstler:innen. Aber es gibt einen eigenen Aufwärmraum für die Tänzer:innen, als Proberaum zu niedrig für Sprünge oder Hebefiguren, aber mit Spiegelwand, Stangen und Tanzboden. Weitere Büros wie beispielsweise Presse, Marketing und Intendanz sind in der alten Elisabethschule, beim Studio Werkhaus in der Innenstadt untergebracht.
Einer der Duschbereiche für Künstler:innen im Containerdorf. Foto: Martina Jacobi
Für den vom Publikum gewohnten, regulären Spielbetrieb von fast abendlich wechselnden Inszenierungen im Theater am Goetheplatz muss in der OPAL abgesehen werden – dafür bietet die Halle nicht genug Platz zur Lagerung aller Materialien und Bühnenbilder. Dennoch ist der gesamte wieder abbaubare Hallen- und Containerkomplex eine geschickte und zweckmäßige Lösung. Zur Spielzeit 2028/29 soll die Sanierung des Haupthauses am Goetheplatz abgeschlossen sein. 2029 gibt es schließlich mit 250 Jahren Nationaltheater Mannheim ein Jubiläum zu feiern.