Der künftige Burgtheaterdirektor Stefan Bachmann

Bachmann an die Burg

Der Regisseur Stefan Bachmann wird 2024 Intendant des Wiener Burgtheaters. Das hat die österreichische Staatsekretärin für Kunst und Kultur, Andrea Mayer, in einer Pressekonferenz bekannt gegeben. Bachmann wird Nachfolger des eher glücklosen Martin Kušej, dessen Vertrag nicht vorab verlängert wurde, und der in seltsam theatralem Aktionismus gestern noch die Rücknahme seiner Bewerbung verkündet hatte. Da war die Entscheidung für den Noch-Intendanten des Schauspiel Köln sicherlich längst gefallen.

„Bachmann hat überragend überzeugt“, zitiert der ORF die verantwortlich Grünen-Politikerin. Und tatsächlich ist der smarte Schweizer keine unpassende Wahl für das größte deutschsprachige Schauspielhaus. Er hat dort wiederholt inszeniert, tatsächlich fand vor seinem Kölner Engagement sein erstes Treffen mit dem Kulturdezernenten in Wien statt. Sein Führungsstil wird als freundlich beschrieben, auch wenn er selbst vor Jahren mit einer medial ausgetragenen Stimmungskrise am Haus zu tun hatte, in deren Mittelpunkt seine Frau Melanie Kretschmann, Schauspielerin im Ensemble, stand. Als Regisseur setzt der 56-Jährige auf ein spielerisches, poetisches Theater, dem man manchmal mehr Biss wünscht. Das Kölner Ensemble war in den letzten Jahren eher solide als überregional strahlkräftig. Eine Ausnahme, der langjährige Protagonist Martin Reinke, war übrigens über viele Jahre parallel in Köln und am Burgtheater tätig. Und doch gelangen Bachmann einzelne künstlerische Ausrufezeichen mit Inszenierungen von jungen Regisseur:innen, etwa Pınar Karabulut, und alten Recken wie Frank Castorf oder Luc Perceval.

Die größte Leistung der gerade ins zehnte Jahr gehenden Kölner Intendanz Bachmanns ist die erfolgreiche Bespielung der Dauerübergangsspielstätte und die Verankerung des Schauspiels im Stadtteil Mülheim. Bleibt zu hoffen, dass das Depot der Kölner Theaterszene auch nach Bachmann erhalten bleiben wird; die Verbindung zur freien Szene wurde zuletzt bei teils künstlerischen Veranstaltungen zum Krieg gegen die Ukraine programmatisch unterstrichen. Das sanierte Kölner Schauspiel, falls es denn 2024 zum Spiel freigegeben werden sollte, wird Bachman nach 11 Jahren Intendanz nicht mehr selbst eröffnen können.

In Wien wird sich Bachmann mit dem ehrwürdigen Burgtheater und dem intimeren Akademietheater – einem der schönsten Theaterräume, die ich kenne ¬– vom Manager des Provisorischen zum Neuerfinder des Repräsentativen wandeln müssen. In der traditionsbewussten Theaterstadt wird sich an seinen Häusern vielleicht exemplarisch fürs Schauspiel insgesamt zeigen, welche Zukunft das Sprechtheater mit einem festen Ensemble hat. Keine kleine Herausforderung. Bachmanns Kontakte und sein soziales Gespür dürften ihm bei dieser Aufgabe helfen.