Leonard Bernstein, der hier Komponist und Librettist zugleich war, nannte sein 1952 uraufgeführtes Werk selbst eine „Oper“. Sie spielt in der Entstehungszeit der 1950er Jahre, Regisseur Guillermo Amaya belässt sie auch dort, und so sind die Rollen klar verteilt: Aus Dinahs Brautschleier wird schnell ein Babybündel, dessen Geschrei Daddy ins Büro oder zum Sport treibt. Sie trägt ein brav-grünes Samtkleid zum häuslichen Leben, muss ihn um Geld bitten und entflieht manchmal ins Kino. Sam macht sich mit Liegestützen fit für die feindliche Welt draußen, wo er sich, anders als zu Hause, großmütig und -zügig zeigt. Doch aus diesem Nichts an Handlung macht Bernstein ein wohlklingendes Nachdenken über die Liebe: „Will it go on?“, bangt Sam, „must it?“, fragt sich Dinah. Fragen sie danach, wie lang der Song dauert, meinen sie ihre Gefühle.
Konstatiert Sam nach gerade mal der Hälfte der sieben Szenen: „Du führst dein Leben und ich meins“, fährt das Orchester mit Donner, Grollen, Sturm und Streit dazwischen. Unter ihrem Dirigenten An-Hoon Song spielen die Osnabrücker einen abwechslungsreichen, aber nie oberflächlichen Sound: mal jazzig, mal lyrisch wechseln sie von Melancholie ins Opernhafte. Vor allem dann, wenn Dinah (Susann Vent-Wunderlich ist sehr ausdrucksvoll mit Stimme und Spiel) sich in einen verwunschenen Garten träumt („Long ago…“).
Und während das „Jazztrio“ (Erika Simons, Mario Lee, Mark Hamman, jeweils in hohen Einzelboxen in die Szene geschoben) das Vorstadtleben als „Jeder Tag ein Sonntag“ preist, bleiben Dinah und Sam immer separiert, singen sich auf Distanz an – und das ist nicht nur den AHA-Regeln geschuldet. Den hübschen Titel gibt dem Ganzen eine Filmschnulze, den erst Dinah, dann beide im Kino sehen.
Doch weder „Trouble in Tahiti“ noch die silbernen Schmetterlinge und Bärchen, die die Regie immer wieder einschweben lässt, können die Idylle retten, die gern besungene „himmlische Ruhe“ ist eher bleiern. Nach genau 63 Minuten bleibt das unterhaltsame, ein wenig nachdenkliche Operchen ohne Musical-Leichtigkeit, gibt es für Dinah und Sam statt eines Happyends gerade mal ein „Vielleicht“.