Regisseur und Bühnenbildner Dušan David Parízek setzt bei der Uraufführung im Wiener Akademietheater auf eine selbstreflexive Lo-Fi-Ästhetik (Diaprojektoren auf einer fast leeren Bühne, Dschungelgeräusche werden live hergestellt), und ein extrem starkes vierköpfiges Frauenensemble, das jede verschwitze Männerromantik sofort ironisch bricht. Bereits der Auftakt ist Programm: In ihrem langen Monolog eines somalischen Piraten vor einem Hamburger Gericht zeigt Burg-Neuzugang Stefanie Reinsperger, welche Kraft darin liegt, sich Rollen lustvoll anzueignen. In breitem Wienerisch präsentiert sie sich – wie der deutschen Presse zu entnehmen war – als „schwarzer Neger aus Somalia“, kniet sich mit aller Energie in den Text und wirkt dabei doch völlig souverän und locker. Die Dialekte wechseln oft im Laufe dieses Abends, eines aber bleibt konstant: Es ist ein unendlicher Spaß, zuzusehen, wie sich Dorothee Hartinger, Fida-Lovisa Hamann, Catrin Striebeck und Stefanie Reinsperger die Bühne aneignen und Theatergesetze aushebeln – schließlich ist der Dschungel in Parízeks kluger Inszenierung vor allem ein Bühnenraum, den es zu erkunden gilt. Ein projizierter Grundrissplan des Akademietheaters hilft bei der aberwitzigen Reise durch den Theater-Urwald. Sogar die zwanzigminütige Pause ist nur ein Vorschlag: Wer sitzen bleibt, erlebt, wie die Schauspielerinnen mit einem Häcksler Sperrholzlatten zerkleinern und dabei den Dschungelkönig-Klassiker „The Lion Sleeps Tonight“ singen. Für das Burgtheater, das in den letzten Monaten aufgrund seines Finanzskandals permanent für negative Schlagzeilen sorgte, ist dieser tiefgründig leichtfüßige Abend jedenfalls ein idealer Saisonauftakt.