In der Mitte der Bühne (Gabriele Trinczek) ragt eine Leiter in die Höhe. Sie wird in der Krefelder Inszenierung von Wajdi Mouawads „Vögel“ nur einmal bespielt. Kurz nachdem sich Eitan (David Kösters) und Wahida (Katharina Kurschat) in einer New Yorker Bibliothek kennengelernt haben, tanzen sie frisch verliebt in einem Club um die Leiter herum, Wahida steigt auf die ersten Stufen, Eitan hält sich fest, während er, der aus Israel stammende Naturwissenschaftler die aus Palästina stammenden Historikerin nüchtern, ironisch und zugleich überwältigt umgarnt.
Globales Familiendrama
In den folgenden zweieinhalb Stunden spielt die Himmelsleiter keine Rolle mehr – und doch bleibt sie ein starkes Zeichen für ungenutzte Auswege aus dem irdischen Klein-Klein von Hass, Misstrauen und der Unfähigkeit zu ehrlichen Neuanfängen. Das Drama des gebürtigen Libanesen Wajdi Mouawad verbindet mit geschickter Seriendramaturgie die Geschichte des israelisch-palästinensischen Konflikts mit einer jüdischen Familie. Eitans Vater David ist strikt gegen die Verbindung mit einer Feindin. Sein Sohn sucht daraufhin zusammen mit Wahida die Großmutter in Israel auf, die von Großvater und Sohn David schon lange zurückgelassen wurde. Doch bei einem Bombenattentat wird Eitan verletzt, seine Eltern und der Großvater eilen aus ihrer neuen Heimat Berlin nach Israel und treffen nun im Krankenhaus nicht nur auf Wahida, sondern auch auf die teils unbekannte Großmutter.