Ach, tut das gut. Während draußen der Corona-Wahnsinn, die Inzidenzzahl, die Hospitalisierungsrate und die Dunkelziffer toben und der nächste Theater-(Teil-)Lockdown in Bayern nur noch wenige Tage entfernt ist, darf man sich in den Münchner Kammerspielen an einem der letzten Abende in Vollbesetzung bei 2G im Publikum noch einmal richtig gut amüsieren. Die Regisseurin und Autorin Nora Abdel-Maksoud bringt endlich ihr Stück „Jeeps“ zur Uraufführung, eine jener Produktionen, die aufgrund vorangegangener Lockdowns schon einige Zeit auf dem Buckel haben, bevor sie endlich auf die Bühne dürfen. In diesem Fall gab es schon eine digitale Sneak Preview. Im Januar streamten die Kammerspiele eine Leseprobe, die ahnen ließ, dass das ein Spaß werden wird.
Adieu, Eierstock-Lotterie
Abdel-Maksoud, die ein großes Talent hat, gesellschaftliche Fragen, gerne solche der Gleichberechtigung und der Gerechtigkeit, in pointenstarke Komödien zu packen, nimmt sich diesmal dem Thema Erben an. Und statt moralisierend zu fragen, ob es denn nun gerecht sei, dass die „Eierstock-Lotterie“ darüber entscheidet, wer welche Startchancen im Leben hat, geht sie gleich einen Schritt weiter: Es gab eine Erbrechtsreform (was für ein Wort!), nach der es keine biologischen Erben mehr gibt. Vielmehr geht das Erbe der Verstorbenen in eine Lostrommel, aus der nun jede und jeder das große Los ziehen kann. Passenderweise findet eben diese Erb-Lotterie im Arbeitsamt statt, so dass man hier tatsächlich mal mehr rausholen kann als die Erhöhung des Hartz-4-Regelsatzes um ein paar Euro. Wie wäre es stattdessen mit einer Keksfabrik? Oder zumindest einer Wohnung am Bonner Platz?