Er sei trans, gesteht Ricky seinem Partner Stefan, der das mit Fassung trägt. Natürlich sei es eine Umstellung und er war auch noch nie mit einer Frau zusammen, aber er werde das schon hinkriegen. Nein, widerspricht Ricky, nicht transsexuell, er sei „transhuman“, wolle sich in Daten in einer Cloud verwandeln, so unsterblich werden. – Es ist eine gespenstische Zukunft, in die Yael Ronen und Dimitrij Schaad das Publikum mit ihrem Stück „(R)Evolution“ entführen. Und sie ist gerade mal 20 Jahre von uns entfernt, im Jahr 2040. Die Inspiration haben sie sich beim Bestseller-Autor Yuval Noah Harari geholt, genauer gesagt bei seinen „21 Lektionen für das 21. Jahrhundert“. In einem überwältigend futuristischen Raum von Wolfgang Menardi hat Ronen die Uraufführung vor einem guten Jahr am Hamburger Thalia Theater inszeniert, kurz vor dem ersten Lockdown. Schaad, der an der Münchner Theaterakademie August Everding Schauspiel studiert und anschließend am Metropoltheater auf der Bühne stand, spielte in der Uraufführung mit.
Schaad ist wohl auch die Verbindung zu Jochen Schölch, der das Stück seines ehemaligen Studenten nun am Metropoltheater inszeniert hat. Und es ist wirklich erstaunlich, wie gut die Transformation dieses Textes auf die kleine Bühne gelingt. Wo die Handlung in Hamburg allein durch die spacige Optik recht weit von unserer Gegenwart entfernt schien (und man sich irgendwie noch einreden konnte, das alles sei ja doch sehr weit hergeholt), stellt Schölch – wie er es gerne tut – den Text in einen relativ leeren Raum, lässt ihn sich zwischen den Menschen auf der Bühne entfalten. Und: Er verfehlt seine Wirkung nicht.