Überhaupt wirkt das Spiel der sechs Darstellerinnen (Sandra Gerling, Henrike Johanna Jörissen, Julia Kreusch, Miriam Maertens, Isabelle Menke und Elisa Plüss) bei aller darstellerischen Klasse eher solide als dringlich oder gar überbordend wild. Die – durchaus vernünftige und dramaturgisch schlüssige – Begrenzung des exzessiv Gedanken verstrickenden Textes, lässt diese Inszenierung samt ihrer – ebenfalls inhaltlich konsequenten – Beschränkung auf ausschließlich weibliche Darstellerinnen ein wenig brav und harmlos wirken. Die Fixierung auf die Person Jelineks macht so, fast ohne Brüche, aus dem selbstironischen, aber nicht egozentrischen Werk eine nette Bühnenbiographie, und das Durchspielen des Ich-süchtigen US-Herrschers und seines Clans dekonstruiert ihn wunderbar als Monster unserer Tage, führt aber kaum weiter auf die anderen blinden Flecken der westlichen Welt, die Jelinek im Blick hat hinaus. Das Zürcher Publikum wird allenfalls freundlich angespielt, kann die gut gemachte, wunderbar bebilderte Blindenparade aber schön von sich fernhalten. Die Ku-Klux-maskierten Rassisten nehmen fein säuberlich die Gesichtsmaske zum Sprechen ab; die inszenatorische Ordnung bremst den Furor des wilden Wortes.
Am Ende der zwei Stunden gelingen dann doch noch einmal anregende Bilder. In einer Blindenparade aus Teddys, blindem Kermit und anderen Gruselkuscheltieren werden Jelineks Worte wieder schärfer. Und in einem wunderbaren Sandalenfilm auf der wieder bis auf die Augenhöhle in der Mitte heruntergelassenen Portalwand sprechen Abraham-Darstellerinnen mit falsch aufgeklebten Bärten auch über die mauen Perspektiven für angehende Stahlarbeiter in den USA und vollziehen so die tollkühnen Vermischungen Jelineks auch szenisch nach. Die Zürcher Inszenierung von „Am Königsweg“ findet insgesamt aber gerade durch die Beschränkung auf zentrale Themen und ein zögerliches Timing nicht den Königsweg zu dem Stück der Stunde.