Zweiter Teil: Quarantäne-Karaoke. Die Moderatorenposition hat gewechselt. Die Schauspielerin Marlene Hoffmann moderiert fröhlich, mit guter Energie und wenig Redundanzen. Was sie sagt, steht – und sitzt. Hünig und Kaminski singen je zweimal dasselbe Lied, einmal einfach so, einmal mit Vorgaben, über die die Zuschauer an den Computern abstimmen können. Und Natalie Hünig begleitet beide mit der Gitarre. Kaminsky singt mit eigenwilligem Akzent, aber sehr innig, Lennons „Imagine“, Hünig kontert mit dem Nineties-Gassenhauer „What’s up“, cool und versunken. Man hört und sieht sehr gern zu. Dann muss sie verwirrt singen und er „flirty“. beide machen es charmant, aber ein wenig klein, sozusagen kammertheatralisch. und das ist nicht wirklich was für den Bildschirm.
Schließlich ein Höhepunkt: Andrej Kaminsky und Natalie Hünig stellen 20 Minuten lang „1000 Serpentinen der Angst“ vor, den Debutroman der Dramatikerin Olivia Wenzel. Das gelingt gleichzeitig dicht und entspannt. Sie ziehen hinein, machen Hunger auf mehr, präsentieren die kurzen Ausschnitte sehr persönlich und auf hervorragendem handwerklichem Niveau. Davon hätte man gerne mehr. Wie weniger vom Quiz, dass gute Absichten bieder verfolgte. Und bei der Karaoke müsste Exhibitionismus dazukommen.
Wie gesagt, sympathisch wirkt das alles – und könnte durchaus ein Weg sein, wie sich ein Theater präsentiert, wenn es gerade kein Theater sein darf. Wenn es damit mehr will als mit nicht zu viel Aufwand Leere füllen. Schon die zweite Ausgabe von „ananas@home“ in zwei Wochen wird zumindest andeuten, wohin diese spezielle Reise in Augsburg geht.