Absehbar aber gelungen, wie Ekat Cordes, Jungregisseur und ebenfalls Autor und Teilnehmer des Stückemarkts, das Publikum rechts und links von einem schmalen Laufsteg platziert, darüber Stangen – man sitzt im U-Bahn-Waggon (Bühne: Anna Bergemann). Auch Schwarzlicht, Stroboskop und Lautsprecherdurchsagen verorten das Stück atmosphärisch im düsteren Untergrundschacht. Cordes inszeniert den Text aber ein ganzes Stück greller, als es bei Sternburg steht. Einen kleinen Gag bauscht er zu einer fünfmal längeren Sequenz auf; Perücken, Papphüte, Konfetti und Neon-Highheels komplettieren die Trash-Show. Gott, bei Sternburg ein eher unscheinbarer Fahrgast, der in Krimis von Arthur Donan Coyle schmökert, macht der Regisseur zum abgehalfterten Schlagerstar, der ballermannbraun und mit blinkenden Lichterketten um den Bauch „Wenn bei Capri die rote Sonne“ schmettert. Anne Müller und Matti Krause, die das ursprünglich männliche Verbrecherpaar ein bisschen zu obercool als Bonnie-und-Clyde-Verschnitt geben, schrumpfen zeitweilig zu grotesken Schaumstoffpuppen und fragen mit verzerrten Stimmen: „Wollen wir poppen?“
Es mag schon sein, dass Sternburgs Stück in einigen Szenen zu spröde geraten ist. Cordes aber schlägt mit seiner aktionistischen Antriebshilfe über die Stränge. Vor allem das höhnische Happy-End, bei dem die Mörder mit ihren wiederauferstandenen Opfern im Speiselokal vereint sind, eine Traumfrau im Arm und dem von Gott getippten Lottogewinn in der Tasche, reichert der Regisseur mit einer knallenden Nebel-Show an – der ironische Wortsinn bleibt dabei auf der Strecke. Hier hätte man ganz auf den scharfen Witz von Sternburgs Dialogen vertrauen sollen.