Die Heinzelmännchen zu Köln: Matthias Hoffmann (Heinz, Chef-Heinzelmann), Maria Kublashvili (Heinzelkindchen), Sara Jo Benoot (Zweites Heinzelfrauchen), Young Woo Kim (Erstes Heinzelmännchen), Insik Choi (Zweites Heinzelmännchen), Judith Thielsen (Erstes

Geheime Helfer verjazzt

Ingfried Hoffmann: Die Heinzelmännchen zu Köln

Theater:Oper Köln, Premiere:11.12.2016 (UA)Regie:Brigitta GillessenMusikalische Leitung:Rainer Mühlbach

Bei Ingfried Hoffmanns „Die Heinzelmännchen zu Köln“, die jetzt zum 20-jährigen Jubiläum der Kölner Kinderoper uraufgeführt wurden, ist der Lokalpatriotismus natürlich nicht wegzudenken. Im letzten Lied singen alle Beteiligten vom schönen Köln am Rhein, dem geliebten Karneval und den tollen Kindern („Pänz“), die hier zu Hause sind. Dazu klatscht das Premierenpublikum rhythmisch mit und alle sind glücklich. Na ja, fast.

Als „fröhliche Jazzoper für Kinder“ bezeichnet der Komponist sein Stück im Subtitel und hat damit nach „Vom Fischer und seiner Frau“ ein weiteres Auftragswerk für die Kölner Opern-Intendantin Birgit Meyer geschaffen. Die Instrumentation ist die einer kleinen Jazzband: zwei Saxophone, Trompete, Posaune, Geige, Flügel, Keyboard und Drumset. Leider agieren die Sänger Mikroport-verstärkt, was sicher der Akustik im riesigen Foyer des Staatenhauses (als Opern-Interim) sowie der Band-Besetzung geschuldet ist. Es hat allerdings zur Folge, dass den jungen Zuschauern eine ziemliche Lautstärke entgegendröhnt, was weder die Stimmen vorteilhaft oder gar natürlich zur Geltung bringt, noch die Komposition an sich genießbarer macht. Die kommt rhythmisch daher, mit jazzigen Songs, aber auch mit klassischen Elementen wie ein vom (Keyboard-)Cembalo begleitetes Rezitativ und eine Arie. Rainer Mühlbach (Musikalische Leitung) führt souverän durch diesen Stilmix.

Die Geschichte der Kölner Heinzelmännchen ist – wie viele verschüttete Sagen – allemal wert, ins kollektive Familiengedächtnis zurückgeholt zu werden. Eingebettet ist sie hier in die Begegnung des jungen Straßenmusikers Peter (entzückend gespielt und gesungen von Dino Lüthy) mit der Musikstudentin Eve (mit glockenhellem Sopran: Maria Isabel Segarra). Während Peter sich beim Singen auf Kölns Shoppingstraßen etwas Geld verdienen will, dabei aber von konsumwütigen Passanten angepöbelt wird, hört Eve ihm fasziniert zu. Es kommt, was kommen muss: Beide verabreden und verlieben sich. Als Peter ihr jedoch (warum auch immer) beim Eisessen von Kölns fleißigen Heinzelmännchen erzählt, die nachts heimlich die Arbeit der Menschen erledigen, hält Eve ihn für verrückt. Und weil halt viele Menschen (wie Eve) den Glauben an gute Geister verloren haben, hecken die Heinzelmännchen einen Plan aus, um sichtbar zu werden und endlich aller Welt ihre Existenz zu beweisen: Man will eine große Gesangsshow veranstalten, bei der auch Eve und Peter als „Stars“ auftreten, und die Heinzelmännchen bei ihrer eigenen Darbietung mithilfe eines geheimen Jazzpasswortes („Oh-shubidubi-oh-oh“) sichtbar werden sollen. Das ist reichlich haarsträubend, soll aber die gute Kraft der Musik in den Fokus allen Zweifels rücken.

Die Texte sind stellenweise arg lapidar gereimt („Superstar, zu zweit sind wir ein Superpaar!“ oder „Wer hat denn nach Musik gefragt, kaufen ist hier angesagt“) und verhökern das Genre an eine peppig-poppig-bunte Hülle, die es gar nicht nötig hat. Die lustigen Auftritte der sechs rot-schwarz-geringelten Heinzelmännchen mit ihren rot leuchtenden Plastikkappen (Bühne & Kostüme: Christof Cremer) sind natürlich der Knaller bei den Kids. Und sie werden von den Mitgliedern des Internationalen Opernstudios der Kölner Oper auch wirklich herzig gespielt! Sie können aber nicht über die (musikalischen und textlichen) Schwächen des Stückes hinwegtäuschen. Auch nicht die Schokoheinzelmännchen und Luftballons, die die Kinder am Ausgang geschenkt bekommen.