Einen Musiktheatertanz nennt Moritz Eggert seine jüngste Komposition für die Neuköllner Oper – und das trifft „La BETTLEROPERa“ nach John Gay’s berühmter „Beggar’s Opera“ ziemlich gut. Schon die Zusammensetzung des künstlerischen Ensembles ist Basis für die bunte, alle Sinne fordernde Mixtur aus Songspiel und Tanztheater: Die inszenierte Choreographie stammt von Michela Lucenti und ihrer italienischen Kompagnie Balletto civile, eine preisgekrönte Truppe, die sich in ihrer Arbeit grundsätzlich mit dem Zusammenwirken von Theater, Tanz und Gesang beschäftigt. Dazu stehen Künstler aus der freien Berliner Theaterszene auf der Bühne, großartige Musical-Talente wie Sophia Euskirchen (Lucy), der Jazz-Sänger Christopher Crsto Ciraulo (Macheath) oder die Luftartistin Nicole Kehrberger (Mrs. Trappola), die sich – in schwarzem Lack gekleidet – an einem langen roten Tuch akrobatisch in die Höhe windet.
Eine ausgefallene Mixtur ist auch die Instrumentierung der Musiktruppe Freiraum Syndikat mit Violoncello, E-Gitarre und zwei Blockflöten (zwischendurch auch mal Waschbretter und Tischglocken), für die Moritz Eggert seine Songs, Tanz- und Instrumentalnummern geschrieben hat. Und schließlich wird auf der Bühne in völliger Selbstverständlichkeit und rasendem Szenenwechsel zwischen Italienisch, Deutsch und Englisch geswitcht: die Huren-Ensembles sind meist Englisch, die Peachums streiten und fluchen Italienisch (wohl, weil Regisseurin Michela Lucenti selbst Mrs. Peachum gibt) und Mrs. Trappola führt auf Deutsch und in bester Brecht-Tradition moralbelehrend durchs Geschehen. Da ist also auf Initiative der Neuköllner Oper Berlin eine Produktion entstanden, die Maßstäbe setzt in Sachen internationaler und genresprengender Theaterarbeit. Und dann auch noch derart unterhaltsam, überbordend und charmant!