Viele Menschen, die auf einen Zug warten, in diesen einsteigen und… Menschen, die der Zufall zusammengeführt hat und die alle eine Geschichte haben – und alle einen eigenen Song im Ohr und auf den Lippen. Wie in seinen anderen Stücken komponiert der Dramatiker Roland Schimmelpfennig in „100 Songs“, als Auftragsarbeit für das Örebro Länsteater 2017 entstanden, viele einzelne Schnipsel zu einem rhythmisch geführten Gefüge. Er entwickelt dabei keine linearen Handlungsstränge, sondern springt in den Zeiten hin und her. Das Stück spielt in einem Zeitraum von vier Minuten und vier Sekunden, wenn auch in den einzelnen Geschichten die Ereignisse in der Nacht zuvor und am Morgen miterzählt werden. Es beginnt um 8.51 Uhr, der Zug fährt um 8.52 ein und um 8.55 geht er bei der Anfahrt in Flammen auf. Gestützt wird die Zeitebene von zwei Songs, die im Radio laufen, „Don‘t dream, it‘s over“ von Crowded House und Kim Carnes‘ „Bette Davies Eyes“.
Schimmelpfennig springt innerhalb dieses Zeitrahmens hin und her, die Uhrzeit wird stets angesagt. Leitmotivisch wird dabei von der Kellnerin des Bahnhofcafés jeweils eine Tasse fallengelassen, deren Scherben auf den Boden liegen bleiben und die Spielfläche zumüllen, wie andere Requisiten und Kostümteile auch. Zumindest in der deutschsprachigen Erstaufführung am Schauspiel Stuttgart, die Schimmelpfennig als Regisseur und Bühnenbildner in Szene setzte. Vor einer schwarzen Wand, die der Bühne die Tiefe wegnimmt, stehen sechs schwarze Stühle, um die alle Requisiten des Spiels angeordnet sind. Vor der Wand hängt eine Garderobenleiste mit den Kostümen. Die Spielfläche wird von Leuchtleisten begrenzt, an drei Ecken steht jeweils ein Mikrofon, rechts hinten ein Harmonium. Ausgeleuchtet wird die Szene hauptsächlich von jeweils zwei Reihen Scheinwerferbatterien, wenig kommt von vorne (Licht: Stefan Schmidt).