Wie es unter dem Schein einer heilen Welt, die ihre Akteure zum Schweigen verdammt, brodelt, das führt Federico García Lorca modellhaft vor in „Bernarda Albas Haus“, seiner „Frauentragödie in spanischen Dörfern“. Seine Intentionen eines „photographischen dokumentarischen Berichts“ verdeutlichen dabei, dass es ihm nicht nur um das Erzählen einer Familiengeschichte geht, sondern mehr noch um eine Untersuchung des unvermeidlichen Bruchs zwischen Tradition und Moderne in Zeiten des Spanischen Bürgerkriegs. Nach dem Tod ihres Mannes verhängt Bernarda über ihre fünf Töchter, die bis auf die jüngste, Adela, das Heiratsalter schon überschritten haben, eine achtjährige Trauer. In dieser Zeit dürfen sie keinen Mann ansehen, mit Ausnahme der ältesten Tochter Angustias. Sie soll Pepe heiraten, dummerweise sind aber auch zwei ihrer Schwestern in ihn verliebt. Und so kommt es zur Katastrophe, die Bernarda nicht wahrhaben will. Am Ende gibt es einen Fehlschuss und dann doch eine Tote, Adela, die sich erhängt. Und Bernarda befiehlt Schweigen: Der wahre Sachverhalt soll nicht nach draußen dringen.
Der katalanische Regisseur Calixto Bieito hat „Bernanda Albas Haus“ 2011 schon einmal inszeniert, am Nationaltheater Mannheim, wo der jetzige Stuttgarter Intendant Burkhard C. Kosminski Schauspielchef war. Dabei waren damals auch schon Nicole Heesters als Bernarda Alba, Elke Twieselmann als deren Mutter und Anke Schubert als die Magd La Poncia. Die Töchter sind nun in diesem ausschließlich weiblichen Ensemble neu besetzt, ebenso gibt es mit Alfons Flores einen neuen Bühnenbildner. Der hat einen ziemlich kahlen Raum geschaffen: In die schwarz ausgeschlagene Bühne setzt er mittig einen langen weißen Aushang, davor einen weißen Tanzboden als Spielfläche, an den Seiten Batterien von Scheinwerfern, links sind sechs schwarze Stühle zu sehen. Andere Dekorationsteile wie die Stühle für die Trauergäste, eine Nähmaschine oder ein langer Tisch werden aus dem Schnürboden herabgelassen und auch wieder hochgezogen.