Alistair Beaton, der anno 2001 mit „Feelgood“ eine deutlich besser zielende Polit-Satire schrieb (auch in Nürnberg, auch von Klaus Kusenberg für Deutschland entdeckt), lässt in seinem neuen, im innersten Kern geradezu um Vernunft flehenden Stück seine mit etwas Infotainment unterfütterten Anliegen von Charakter-Schablonen verhandeln. Da taucht neben einer säuerlichen Anti-Fracking-Aktivistin (Henriette Schmidt kann wirklich mehr als scharf gucken) wie aus versunkenen Kabarett-Zeiten ein verfilzter Dreadlock-Jüngling mit viel „Ey, Alter“ im Wortschatz und Hang zur „Achtsamkeits-Meditation“ auf (Frederic Bott und seine Perücke jonglieren tapfer auf den Plattitüden), während sich ein feist ausgestopfter Gemeinderat (Jochen Kuhl versucht es mit systemkritischem Sabbern) bestechen und dabei abfüttern lässt. Autor Beaton nennt solche Lustspiel-Montagen „zwischenmenschliche Beziehung“ und den ganzen Text „in gewisser Weise ein Klimawandel-Stück“. Kurzum, er meint es gut. Am Ende ist sogar der ständig Espresso transportierende Assistent des Bösewichts bekehrt und Seniorin Elisabeth erklärt uns nochmal so schön die Demokratie, dass man lieber doch nicht „Sissi“ zu ihr sagen möchte.
Die ebenfalls bohrende Frage, ob das britische Gegenwartstheater mit seiner besonderen Abteilung von unkomplizierter Zeitkritik in Komödien-Verpackung die auf deutschen Bühne vorhandenen Lücken schließen kann, ist in den 18 Jahren der Kusenberg-Direktion immer wieder zur Diskussion gestellt worden. Die Antworten waren gemischt, aber oft überzeugender als bei dieser Premiere, die unter gedecktem Glucksen des Publikums am Ende freundlich quittiert wurde. Mit anschwellendem Beifall für den aus London angereisten Autor, der offenbar zufrieden war und den Regisseur umarmte.