Am 4. März dieses Jahres ist Anne Beaumanoir mit 98 Jahren in der Bretagne verstorben. Die Autorin Anne Weber hat sie vor einigen Jahren zufällig kennengelernt. Als Resultat dieser Begegnung hat sie „Annette, ein Heldinnenepos“ verfasst. Der in gebundener Sprache, aber nie schwerfällig gestaltete Text würdigt das Leben einer Frau, das bestimmt war vom rückhaltlosen Engagement für das Leben und die Freiheit anderer, vor allem in der Résistance und im Algerienkrieg. Es geht auch um ungerechte Behandlung ihrer Person durch den französischen Staat und mehrere politische Organisationen und um privates Unglück. Anne Weber erzählt das mit viel Empathie und Geschichtspessimismus, nimmt dieses Leben nicht hin, stellt Fragen an das Leben, thematisiert das Konzept vom Helden an sich und wirft einen klaren, oft schmerzenden Blick auf die Marginalisierung der Frau in Politik und Gesellschaft in der beschriebenen historischen Epoche.
Rhytmisierung und Dokumentation
Wie die Autorin im Programmheft der Produktion – und, persönlich anwesend, in der Publikumseinführung – äußert, hat sie das faszinierende Leben der Anne Beaumanoir rhythmisiert. Genau darin folgt ihr die Regisseurin Bernadette Sonnenbichler, seit dieser Spielzeit Oberspielleiterin in Düsseldorf. Sie gestaltet ein mit Bild-Dokumenten angereichertes Live-Hörspiel. David Hohmann hat ein großes, stilisiertes Zimmer mit versetzten Wänden auf die Bühne gestellt. Auf diese werden die Fotos, Zeitungsausschnitte und Filmschnipsel projiziert. Hinten rechts hat der Musiker Jacob Suske seinen Platz, das vierköpfige Ensemble marodiert zwischen Mikrophonen, anderem technischen Zubehör und hübsch anzusehenden Requisiten durch den Raum.