Ensembleszene aus "Antonius und Cleopatra" in Celle.

Ägyptisch-römische Vergangenheit

William Shakespeare: Antonius und Cleopatra

Theater:Schlosstheater Celle, Premiere:17.02.2012Regie:Horst Ruprecht

Schön ist die Königin Cleopatra heut‘ Nacht. Mit schwarzem Bubikopf und nachher auch viel textilfrei weißer Haut gibt Sibille Helfenberger am Celler Theater die Liz Taylor. Leidenschaftlich geliebt von einem etwas prollig selbstbewussten Feldherrn Antonius, wie ihn Kai Roloff mit oft rau anschwellendem Ton zeigt. Doch beide werden ausgetrickst von Octavius Caesar, dem römischen Kaiser, den Jan-Christof Kick mit herrlich lavierendem Politikerton gibt: Mal leise säuselnd, dann überraschend kraftvoll auffahrend, spielt er den leutseligen Idealisten im Dienste von Volk und Vaterland. Dabei ist er ein nüchterner Stratege auf dem Weg zur Alleinherrschaft.

Eine Geschichte aus der ägyptisch-römischen Vergangenheit? Horst Ruprecht stellt sie auf eine antikisch anmutende Breitwandbühne mit veränderlichen Tribünen, als säßen die Zuschauer in der Residenzhalle im Amphitheater. Da die Spieler zunächst ihr eigenes Stück ankündigen, finden aber auch gelegentlich Elemente des Brecht-Theaters ihren belehrenden Niederschlag. Mal sprechen die Solisten chorisch, mal wird durch Clownsnasen verfremdet. Und beiläufig eingestreute Schlüsselwörter wie Tahirplatz oder Hindukusch reißen das hollywoodhafte Nirgendwann plötzlich in die Gegenwart. Klar, dass den Soldaten dann Bundeswehrorden überreicht werden. Da das Stück nicht grundsätzlich aktualisiert gespielt wird, erfüllen diese Spitzen durchaus noch ihren aufrüttelnden Effekt: Ist eben nicht Kino, und der Vergleich mit lebenden Personen und Ereignissen lohnt.

Zu loben ist außerdem die expressive Diktion, die Sinn und Charakter zielführend herausarbeitet. Leider gerät gerade dabei der jungen Helfenberger die Kleopatra zu hysterisch, wo sie auch mal still betroffen und vor allem herrisch reif sein müsste. Insgesamt gelingt dem Celler Ensemble eine spannende Zwei-Stunden-Revue mit starkem Formwillen in der Sprache und in den ständig sich ändernden Figuren-Konstellationen.