„Ausgeknipst“, eine der erfolgreichen Produktionen in der „Werkstatt“ am Theater Konstanz

Kürzungsszenarien am Theater Konstanz

Dem Theater Konstanz drohen massive Kürzungen. Ausgerechnet die für das junge Theater wichtige „Werkstatt“ könnte den geplanten Kürzungen des Theateretats in Konstanz zum Opfer fallen.

Man mag es in der lieblichen Stadt am Bodensee nicht für möglich halten: Als erste Kommune in Baden-Württemberg droht Konstanz eine Streichung des Theateretats um bis zu 20 Prozent. In diesem Bundesland würde diese Kürzung des städtischen Etats bedeuten, dass das Land in gleicher Größenordnung seine Zahlungen ans Theater kürzt. Das bringt das Theater Konstanz in existentielle Schwierigkeiten. Zur Debatte steht die Kürzung von Personalstellen nicht nur im künstlerischen Bereich, sondern auch in den Gewerken. Darüber droht die Schließung der 1977 eröffneten „Werkstatt“, eine kuschelige, intime Nebenspielstätte, die in der Konzeption der seit der Spielzeit 2020/21 amtierenden Karin Becker eine wichtige Rolle spielt. Hier werden zielgerichtet für die verschiedenen Altersstufen des jungen Publikums auf hohem ästhetischen Niveau Produktionen angeboten – wie beispielsweise die Tanzperformances mit Objekten von Barbara Fuchs, etwa das oben abgebildete „Angeknipst“. Die „Werkstatt“ ist zugleich ein Begegnungsraum mit Schulen, der Universität und anderen bürgerlichen Einrichtungen in der Stadt.

Intendantin Karin Becker (l.) und Dramaturgin Sabrina Toyen
in den frühen Morgenstundendes 22. Oktober beim 24-stündigen
Theatermarathon in der bedrohten Werkstatt. Foto: Theater Konstanz
 

Mit kluger Politik – und noch weniger mit einer reflektierten Zukunftsorientierung – haben diese kurzsichtigen Streichungshilflosigkeiten angesichts immer deutlicherer gesellschaftlicher Verwerfungen nichts zu tun. Es ist nicht nachzuvollziehen, warum ausgerechnet ein Ort, der sich künftige Generationen zuwendet – Kleinkinder, Schüler:innen, Student:innen – geschlossen werden soll. Über Kunst lässt sich immer streiten. Aber nicht über Qualität. In Konstanz agiert ein hervorragendes Ensemble, das nun auseinandergerissen werden soll. Karin Becker will sich mit ihrem Spielplan mit vielen Uraufführungen in der Stadt klar positionieren als ein Ort, in der die Probleme der Gegenwart nicht geleugnet werden. Regisseur:innen wie Franziska Autzen oder Kristo Šagor halten in ihren Inszenierungen eine atemberaubende Balance zwischen künstlerischen, gesellschaftspolitischen und unterhaltenden Ansprüchen. Will der Stadtrat von Konstanz eine solche Positionierung nicht haben? Will er keine Kunst und nichts für ein junges Publikum – vielleicht mit Ausnahme des Weihnachtsmärchens?