Bayerns Kunstminister Markus Blume (l.), Festspielleiterin Katharina Wagner (Mitte) und Kulturstaatsministerin Claudia Roth (r.) im Münchner Kunstministerium.

Katharina Wagner bleibt Festspielchefin in Bayreuth

Katharina Wagner, Urenkelin Richard Wagners, bleibt bis 2030 Chefin der Bayreuther Festspiele, gibt aber organisatorische und wirtschaftliche Verantwortung ab. Dass sie sich nun voll auf die Kunst konzentrieren will, gefällt nicht allen.

Auf Social Media tobt das Bashing gegen Katharina Wagner, nachdem die Komponisten-Urenkelin und Chefin der Bayreuther Festspiele gestern um fünf Jahre bis 2030 verlängert wurde. Ob all die nörgelnden Kommentare, die sich eher am fragwürdigen Begriff „Regietheater“ und der Diskussion um die Zukunftsfähigkeit der Oper abarbeiten, von der Realität eingeholt werden oder wie üblich in der eigenen Blase bleiben, wird sich zeigen. Spätestens wieder am 24.7., wenn sich der Vorhang nach der neuen „Tristan“-Inszenierung von Thorleifur Örn Arnarsson senkt.

Katharina Wagner mag personelle und kommunikative Fehler gemacht haben, seit sie im Herbst 2015 die alleinige Leitung der Festspiele übernommen hat. Dazu gehören sicher misslungene Inszenierungen wie das Farb-Happening des Aktionskünstler Hermann Nitsch („Walküre“ 2021). Oder der entstandene Unmut, dass es beim Augmented Reality-„Parsifal“ von Jay Scheib in der letzten Saison finanzbedingt nur für die letzten paar Reihen AR-Brillen gab – und der Rest des Publikums eine dröge, statische Inszenierung ohne digitale Überblendungen zu sehen bekam.

Herausragende Künstlerinnen und Künstler gebunden

Fest steht jedoch, dass Katharina Wagner herausragende Künstlerinnen und Künstler an Bayreuth gebunden hat, darunter Georg Zeppenfeld, Evelyn Herlitzius, Michael Volle, Klaus Florian Vogt oder Christa Mayer, die seit Jahren zum festen Ensemblestamm gehören, so wie jetzt auch Andreas Schager. Fest steht, dass sie mit Barrie Kosky den ersten jüdischen Regisseur an den grünen Hügel geholt hat, der 2017 mit den „Meistersingern“  eine Jahrhundertinszenierung geschaffen hat – voller Humor, Tiefsinn und mit großartigem Ensemble. Und während die Debatte um Geschlechtergerechtigkeit im Theater weiter brodelt, wie jüngst anlässlich des männlich dominierten Spielplans am Hamburger Thalia Theater, werden zur Saison 2024 in Bayreuth erstmals mehr Damen als Herren das Festspielorchester im abgedeckten Graben leiten – und mit Simone Young zum ersten Mal überhaupt eine Frau den „Ring“ dirigieren.

Schimpfen und Picknick gehören zum Grünen Hügel

Das Schimpfen auf Inszenierungskonzepte und Festspielleitung gehört zu Bayreuth wie das Picknick auf den Grünen Hügel. Doch mindestens genauso gehört der Werkstattcharakter nach Bayreuth, das Ausprobieren und Scheitern dürfen. Damit sich die Festspielleiterin künftig voll darauf konzentrieren kann, wird ihr ab 2025 ein neuer „General Manager“ an die Seite gestellt, eine Gesamtgeschäftsführung, die organisatorische wie wirtschaftliche Verantwortung trägt. Der Mythos Bayreuth lebt, jeder neue Besuch zur Festpielzeit beweist das. Social Media-Blasen hin oder her.