DIE DEUTSCHE BÜHNE
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Premiere: 2021-04-15 (UA) Theater: Junges Nationaltheater Mannheim
Regie: Martin Nachbar Foto: Christian Kleiner
Aktuelles aus der Theaterwelt: Video-Blogs, Trailer, Zwischenrufe, Nachrufe, Aus der Redaktion, Viktors Nachtstücke und Stream-Planer
16.4.2021 / 19.30 Uhr / Theater Osnabrück: Kriegerinnen
(Zoom-Live-Stream, Premiere, Tickets: 12 Euro)
Frauen sind integraler Bestandteil der rechtsextremen Szene. „Kriegerinnen" setzt sich interaktiv über Zoom mit diesen Frauen auseinander. Einer der zentralen Bausteine der Inszenierung ist die Autobiografie „Ein deutsches Mädchen” der Aussteigerin Heidi Benneckenstein. Im Anschluss: Nachgespräch mit Team und Ensemble.
16.4.2021 / 15 Uhr / 17., 18.4.2021 / ganztags / Schauburg München: Der Apfelwald
(Video-on-Demand, Familienticket: 12 Euro)
Bilder-, Objekttheater und Schauspiel ohne Worte von Daniel Gol für alle ab vier Jahren.
16., 17., 23., 24.4. und 1.5.2021 / 20 Uhr / 25.4. / 18 Uhr / Dasvinzenz München: Retnecboj – Das unsichtbare Grauen
(Live-Stream)
Das Regie Kollektiv Große Maschen vereint für diese Produktion Horror und Theater zu einer Collage zum Thema Arbeitslosigkeit. Regie: Cornelia Maschner und Sofie Gross. Mit: Alena von Aufschnaiter, Benjamin Hirt, Afra Kubatschka, Philipp Liebl, Maria Lüthi und Dominique Marquet.
16., 17.4.2021 / 20.15 Uhr / Lichthof Theater Hamburg: Wie wir versuchten, die Welt zu verändern
(Video-Stream, Tickets: 5 bis 20 Euro)
Silke Rudolph hat die „besser-cooler-anders-Band“ mit Sophia Barthelmes, Niels-Peter Rudolph, Joshua Zilinske, Anthoula Bourne, Anja Zihlmann und Arvild Baud gegründet und erprobt die „Metaposition“ nach Boris Groys; das „Neben-sich-Stehen“, denn so ließe sich die Welt verändern.
16., 25.4.2021 / 15 Uhr / 18.4.2021 / 11 Uhr / Julia Giesbert & Peter Lutz: Die Bremer Stadtmusikanten
(Video-Stream, Tickets: 4 bis 20 Euro)
Puppentheaterstück: Los geht’s auf Zoom, dann gibt es das Theaterstück im Stream und danach kehren alle wieder zu Zoom zurück - live und mit der Möglichkeit gemeinsam einen kleinen Moment weiterzuspielen und den eigenen Sehnsuchtsort, Bremen, zu suchen. Für alle ab 4 Jahren. Es spielen: Julia Giesbert und Peter Lutz, Regie: Philipp Jescheck.
16.4.2021 / 19.30 Uhr / Maxim Gorki Theater Berlin: Falk Richter und Ensemble: In my room
(Video on demand, Tickets 3 bis 10 Euro, 24 Stunden online)
Falk Richters Rechercheprojekt entspinnt aus der Perspektive eines Sohns und Autors ein vielschichtiges Geflecht aus Erinnerungen, Bildern und Stimmen und verwebt biografische Erfahrungen mit gesellschaftlichen Erzählungen. Es sind Momentaufnahmen von Söhnen, die sich an ihre Väter, an Familienrituale, Alltagsgeschichten und gesellschaftliche Entwicklungen erinnern.
16.4.2021 / 19.30 Uhr / Staatstheater Hannover: Tal Rosner: Mythos
(Live-Stream, Tickets: 5 bis 35 Euro)
An der Staatsoper Hannover entsteht in den kommenden Jahren eine Serie von Konzertprojekten, die das klassische Konzert mit anderen Künsten verbindet, mit Tanz, Video, Bühnenbild oder Performance. Den Auftakt macht mit „Mythos“ ein Visual Concert mit Musik von Jean Sibelius, für das der Videokünstler Tal Rosner erstmals in Deutschland arbeitet. Mit Sopranistin Hailey Clark und dem Niedersächsischen Staatsorchester Hannover.
16.4., 17.4.2021 / 19.30 Uhr / 18.4.2021 / ganztägig / Landestheater Detmold: George Brant: Am Boden
(Video-Stream, kostenfrei)
Der Monolog gewährt Einblick in die Psyche einer Person, die digitale Kriegsführung für die US-Armee inszeniert und dabei den direkten Zugriff auf die eigene Realität verliert und sich dadurch zunehmend von der Welt entfremdet.
16., 17., 18., 19., 20., 21.4.4.2021 / ganztags / Augenblick mal! – 30. Festival des Theaters für junges Publikum
(Video-Streams, Tickets: 10 Euro)
Impulsgebende Theaterstücke für Kinder und Jugendliche aus dem gesamten Bundesgebiet und Raum für Gespräche. Pandemiebedingt werden alle zehn eingeladenen Inszenierungen im digitalen Festivalzentrum gezeigt, wo auch Debatten und Nachgespräche stattfinden. Eine Ausstellung auf der Webseite gibt zudem Einblicke in die Festivalgeschichte und setzt sich mit Fragen zu Ressourcen des Theaters für junges Publikum auseinander.
16., 17., 18.4.2021 / 20 Uhr / Schaubühne Lindenfels Leipzig: Herman Melville: Moby Dick
(Video-Stream, Tickets: 6 bis 20 Euro)
Es ist sein erster abendfüllender Film, inszeniert im Atelier, im Ballsaal der Schaubühne von Wolfgang Krause Zwieback und sein Expeditionsteam – bestehend aus Corinna Harfouch, Marie Nandico, Dirk Hessel und Hael Yxxs.
16., 17., 18., 21., 22., 23.4.2021 / jeweils 18 und 20.30 Uhr / Kampnagel Hamburg: Kaufmann/Witt: Sterben
(Zoom-Live-Stream, Tickets: 7 Euro)
Für jeweils eine Person wird eine persönliche Trauerfeier geplant und auf Kampnagel live durchgeführt. Als digitale Trauergäste können Zuschauer an dieser Zeremonie teilnehmen.
17.4.2021 / 18 Uhr / Theater der Jungen Welt Leipzig: Thomas Arzt: Und morgen streiken die Wale
(Live-Stream, Tickets: 8 Euro)
Das zeitgenössische Stück für alle ab 12 Jahren über Umweltbewusstsein, Mut und persönliches Engagement wird als interaktives Stück mit Gaming-Elementen auf der Plattform Zoom erlebbar sein. Regie: Johanna Zielinski.
17., 24., 29.4.2021 / 20 Uhr / Theater Kiel: Nino Haratischwili: Z
(Video-Stream, Tickets: 10 Euro)
Nino Haratischwilis Theaterstück gibt der »Generation Z« – also den Menschen, die in den Jahren zwischen 1995 und 2010 geboren wurden – eine Stimme und nimmt die Zukunftsängste und Hoffnungen dieser Generation in den Fokus. Die Schauspieler Tiffany Köberich, Maximilian Herzogenrath und Tristan Steeg sowie Kostümassistentin Theresa Dettmann haben das Stück in eigener Initiative und als Ensembleprojekt in einen Theaterfilm verwandelt, den sie nachts im leeren Schauspielhaus in nur einer durchgehenden Aufnahme gedreht haben.
17.4.2021 / 18 Uhr / 22./28.4.2021 / 10 Uhr / Junges Theater Bonn: Stefan Wolf: TKKG – Gefangen in der Vergangenheit
(Stream, Tickets für 7,95 Euro)
Der Fall selbst steht im Zeichen von Beethovens 250. Geburtstag und führt das jugendliche Detektivquartett in das virtuell rekonstruierte Bonn des Jahres 1786, wo Beethoven als 15-jähriger Junge lebt. Erste Virtual-Theater-Produktion des Jungen Theaters Bonn. Für Zuschauer ab 10 Jahren. Inszenierung: Moritz Seibert.
17.4.2021 / 19.30 Uhr / Theater Heidelberg: Alban Berg: Lulu
(Video-on-Demand, 6 Euro/3 Euro/Unterstützer Preis)
Zweiaktige Fassung in einer Gesamtbearbeitung von Eberhard Kloke für Soli und Kammerorchester. Kindsfrau, Tabulose – so die Zuschreibungen der Lulu. An ihr brechen alle bürgerlichen Konventionen. Lulu vollzieht einen sozialen Aufstieg, dem ihre Ehemänner und Liebhaber als Mittel zum Zweck dienen. Bis ihr Schicksal sich wendet...
17.4.2021 / 19.30 Uhr / Theater Dortmund: Verklärte Nacht
(Video-on-Demand, kostenfrei, online bis 18.4.2021, 23.59 Uhr)
Tanzstück von Marjin Rademaker zur Musik von Arnold Schönberg.
17.4.2021 / 19 Uhr / bis 17.10.2021 / ganztags / Deutsche Oper am Rhein: Boris Blacher: Romeo und Julia
(Video-on-Demand, kostenfrei)
Unter der musikalischen Leitung von Christoph Stöcker wurde die Kammeroper aus sechs Kameraperspektiven im Theater Duisburg aufgezeichnet. Regisseur ist Manuel Schmitt. In deutscher Sprache, mit englischen, französischen und deutschen Untertiteln und zusätzlich automatischer Übersetzungen in mehr als hundert andere Sprachen.
17., 18., 19., 30.4. und 2.5.2021 / 19.30 Uhr / Theater Oberhausen: Bertolt Brecht: Im Dickicht der Städte
(Stream, Tickets 5 bis 25 Euro, online jeweils für 24 Stunden)
In einer düsteren Stadt gibt es aggressive Verlierertypen und abhängige Weibsbilder, alle haben unterschiedliche Herkünfte – entwurzelt und vereinsamt. Regisseur Jan Friedrich und sein Team versuchen dem Mechanismus des Kampfes auf den Grund zu kommen und wollen zeigen: Die Exotisierungen und Sexismen bleiben im Stück, selbst wenn sie gestrichen werden – sie fordern auf zur Auseinandersetzung. Dafür hat Julienne De Muirier Texte verfasst.
17.4.2021 / 20 Uhr / Thalia Theater Hamburg: William Shakespeare: Maß für Maß
(Video-Stream, Tickets: 6, 9, 20 Euro)
Regisseur Stefan Pucher inszeniert Shakespears black comedy in einer freien Bearbeitung des Schriftstellers und Dramatikers Thomas Melle, der den Text für das Thalia Theater aus dem elisabethanischen Zeitalter ins 21. Jahrhundert bringen soll. Aufzeichnung des Livestreams vom 13. Februar 2021.
17., 24.4.2021 / 19.30 Uhr / Staatstheater Hannover: Gaetano Donizetti: Der Liebestrank
(Live-Stream, Tickets: 5 bis 35 Euro)
Die Inszenierung von Tobias Ribitzki überhöht alte Theatertraditionen als trashige Mittelaltershow in Pappkulissen und spielt mit Opernklischees zwischen Anbetung aus dem Publikum und Stargehabe an der Rampe.
Bis 17.4.2021 / ganztags / Landestheater Linz: Or Matias: The wave
(Video-on-Demand, Tickets: 0 bis 120 Euro)
Musical nach dem Bericht von Ron Jones. In deutscher Sprache. Musikalische Leitung: Juheon Han, Inszenierung: Christoph Drewitz.
18.4.2021 / 18.30 Uhr / Staatstheater Hannover: Marco Goecke: Der Liebhaber
(Video-Stream, Tickets: 5 bis 35 Euro)
Das Ballett basiert frei auf dem gleichnamigen Buch der französischen Autorin Marguerite Duras. „Hommage an die Literatur, Hommage an den Tanz: Marco Goecke gelingt beides mit Bravour.“ (SZ)
18., 23., 27.4.2021 / 20 Uhr / Schauspiel Leipzig: Wolfram Höll: Drei sind wir
(Video-Stream, Tickets: 3 bis 5 Euro)
Das Stück ist zum Teil im Rahmen einer vierwöchigen Schreib- und Übersetzungsresidenz von Wolfram Höll im Sommer 2015 in Montréal entstanden und war Gewinnerstück des Mülheimer Dramatikerpreises 2016.
18.4.2021 / 19 Uhr / Thalia Theater Hamburg: Nail Doğan: Ziegenkäse in Streichholzschachteln
(Video-Stream, kostenlos)
Das Kollektiv All Das präsentiert eine multimediale Performance. Aufzeichnung des Livestreams vom 28. November 2020. Regie: Samieh Jabbarin. Wahlweise mit russischen, ukrainischen, türkischen, arabischen und englischen Untertiteln.
18.4., 30.5., 4.6.2021 / 19.30 Uhr / Schlosstheater Moers: Love Songs
(Live-Stream, Tickets: 5 Euro)
Mit Songs aus 200 Jahren Musikgeschichte sowie Textfragmenten unterschiedlicher Genres untersuchen fünf Figuren und zwei Musiker das Protestpotential, das durch das Coronapolitik-bedingte Getrenntsein entsteht sowie die Sehnsucht nach Berührung und Berührtwerden, die wächst und wächst.
21.4.2021 / 19.30 Uhr / Maxim Gorki Theater Berlin: Heiner Müller: Die Hamletmaschine
(Video-Stream, Tickets 3 bis 10 Euro, online für 24 Stunden)
1977 schrieb Heiner Müller seinen Text als Shakespeare-Adaption. Das Exil-Ensemble spürt mit Regisseur Sebastian Nübling diesem und anderen Texten nach und forscht in dem ergebnisoffen angelegten Projekt nach der eigenen Position.
21.4.2021 / 20 Uhr / Theater Rampe Stuttgart: Princess Hamlet / Episode 4: Ofelio
(Video-Stream, Tickets: 1 bis 30 Euro)
Das Stück der finnischen Theaterautorin E.L. Karhu greift Shakespeares Motive wie Wahrheit, Liebe, Verrat und Macht auf, und spinnt sie im Comic-Format weiter. Ihre Version will eine absurd-feministischen Hamlet-Überschreibung sein.
21., 28.4.2021 / 20 Uhr / Thalia Theater: Lee Hall nach dem Film von Paddy Chayefsky: Network
(Video-Stream, Tickets: 6 bis 20 Euro, abrufbar bis 24 Uhr)
Eine dystopische Medienlandschaft wird gezeigt, in der Meinungen Tatsachen übertrumpfen. In der Titelrolle: Wolfram Koch. Zu sehen ist der Mitschnitt des Live-Streams vom 16. Januar 2021. Regie Jan Bosse. Wahlweise mit englischen Untertiteln.
21, 25., 28.4.2021 / 20 Uhr / Schauspiel Leipzig: Wolfram Lotz: Einige Nachrichten an das All
(Video-Stream, Tickets: 3 bis 5 Euro)
Eine Produktion des Theaterjugendclubs „Sorry, eh!“ am Schauspiel Leipzig, Regie: Yves Hinrichs.
21., 25.4.2021 / 19.30 Uhr / Staatstheater Hannover: Stimmen: Liebeslieder – Eine musikalische Expedition
(Live-Stream, Tickets: 5 bis 35 Euro)
Regisseur und Dramaturg Martin Mutschler geht mit Sängern auf die Suche nach eigenen Körper-, ergo Liebeserfahrungen, nach kleinen Geschichten von großen Verletzungen wie auch nach der Möglichkeit, nach den Zerstörungen wie Phoenix aus der Asche zu steigen.
22., 30.4.2021 / 19.30 Uhr / Schauspiel Graz: Nikolaus Habjan und Neville Tranter: The Hills are Alive
(Video-Stream, Tickets: 10 bis 39 Euro)
Der in Australien geborene, in Europa lebende Puppenspieler Neville Tranter arbeitet mit lebensgroßen Klappmaulpuppen, die auch zum Markenzeichen seines ehemaligen Schülers Nikolaus Habjan geworden sind. Er tritt nun erstmals mit seinem Lehrer gemeinsam auf. Im Anschluss besteht die Möglichkeit, online an einem moderierten Theaterdialog mit Vertretern des Schauspielhauses teilzunehmen.
Bis 22.4.2021 / ganztags / Deutsches Nationaltheater Weimar: Wolfgang Borchert: Draußen vor der Tür
(Video-on-Demand, kostenfrei)
Regisseur Marcel Kohler und sein Team schreiben in dieser filmischen Umsetzung von Borcherts Kriegsheimkehrer-Drama die Geschichte von Beckmann weiter, der fortgesetzt kein Obdach finden darf. Denn das hieße, dass die tatsächliche politische Geschichte, die weit über Beckmanns Schicksal hinausweise, zu einem logischen Schluss und damit zu einem Ende der Vergangenheitsbewältigung gekommen wäre, teilt das Theater mit.
23., 28.4.2021 / 20 Uhr / Theater Kiel: Lewis Caroll: Alice
(Video-Stream, Tickets: 12 Euro)
Zum ersten Mal arbeitet die Regisseurin Anna-Elisabeth Frick am Schauspiel Kiel. „Sie entfaltet“, teilt das Theater mit, „poetische Bilder und bunte Gedankenströme, die uns in eine wundersame, surreale Welt mitnehmen. Alice, die uns im Film in dreifacher Ausführung begegnet, lädt uns ein, mit ihr auf die Reise zu gehen.“
23.4.2021 / 15 Uhr / 24., 25.4.2021 / ganztags/ Schauburg München: Ulrich Hub: An der Arche um Acht
(Video-on-Demand, Familientickets: 12 Euro)
Das Kinderstück wurde 2006 mit dem Deutscher Kindertheaterpreis ausgezeichnet. Für alle ab sechs Jahren. Regie: Theo Fransz.
23., 28.4.2021 / 19.30 Uhr / Staatstheater Hannover: Benjamin Britten: The Turn of the Screw
(Live-Stream, Tickets: 5 bis 35 Euro)
Inszenierung Immo Karaman. Auf einem englischen Landsitz übernimmt eine junge Gouvernante die Verantwortung für zwei Waisenkinder. Doch die Idylle wandelt sich in eine verwirrende Schreckenswelt, zwei Geister, verstorbene Bedienstete, scheinen Besitz von den ihr anvertrauten Kindern ergreifen zu wollen. Aber gibt es sie wirklich?
23.4.2021 / 19.30 Uhr / Maxim Gorki Theater Berlin: Willam Shakespeare: Hamlet
(Video on demand, Tickets 3 bis 10 Euro, 24 Stunden online)
Christian Weise erzählt den Stoff mit Mitteln des Stummfilms, der Stand-up-Comedy, des Puppentheaters, Musicals, Dramas, Hollywood-Films etc. Seine Fassung spielt „direkt in der Gegenwart des Maxim Gorki Theaters, in dem Akteurinnen und Akteure aus Damaskus, New York, Magdeburg oder eben (Ost-)Berlin zusammen an einer möglichst coolen 'Hamlet'-Variante stricken und dabei von Geistern der Vergangenheit heimgesucht werden", heißt es im „Tagesspiegel“.
23.4.2021 / 15 Uhr / Schauburg München: Ulrich Hub: An der Arche um Acht
(Video-Stream, Familientickets: 12 Euro, 48 Stunden online abrufbar)
Das Kinderstück wurde 2006 mit dem Deutscher Kindertheaterpreis ausgezeichnet. Für alle ab sechs Jahren. Regie: Theo Fransz.
Bis 23.4.2021 / ganztags / Grips Theater Berlin: Volker Ludwig und Birger Heymann: Ella, Boss und Bulli
(Video-on-Demand, kostenfrei)
Das Stück handelt von Selbstbestimmung in Zeiten großer Veränderungen, von Erpressung auf dem Schulhof, Angst, Sehnsucht und wilder Anarchie. Regie: Robert Neumann. Für alle ab 6 Jahren.
24.4.2021 / 20 Uhr / Thalia Theater Hamburg: Molière: Der Geizige
(Video-Stream, Tickets: 6, 9, 20 Euro)
Aufzeichnung des Livestreams vom 9. März 2021. Regie Leander Haußmann. Mit
Jens Harzer als Harpagon. Wahlweise mit türkischen Übertiteln.
24., 25.4.2021 / 19 Uhr / Schaubude Berlin: Deeb Elqumssan und Al Roja Cente: [ZWEI] 1000 [ZWANZIG] und eine Nacht
(Live-Stream, Tickets: 5, 10 Euro)
Ein Impro-Theater mit Objekten, Musik und einem Traumgewebe von Projektionen spielen Künstler aus dem Gazastreifen und aus Berlin − inspiriert von der Figur der Scheherazade aus „Tausend und eine Nacht“, die mutig um ihr Leben erzählt. In dieser Version wird nicht nur der Sultan, sondern auch das Publikum mit einbezogen.
24., 30.4.2021 / 19 Uhr / Kleines Theater Landshut: Matthieu Delaporte und Alexandre de La Patellière: Alles was sie wollen
(Live-Stream, Ticket: 10 Euro)
Eigentlich schöpft die exzentrische Schriftstellerin Lucy die Inspiration für ihre Bücher aus dem täglichen Leiden, doch nun ist sie glücklich verheiratet – so die Ausgangssituation dieser Komödie. Es spielen: Katja Amberger und Stefan Lehmen, Regie: Sven Grunert.
24.4.2021 / 19.30 Uhr / Schauspielhaus Bochum: Henrik Ibsen: Peer Gynt
(Live-Stream, Tickets: 5 bis 50 Euro)
Dušan David Pařízeks Inszenierung widmet sich Ibsens ruhelosem Weltdurchquerer und will mit einem Schauspiel-Ensemble rund um Anna Drexler in der Titelrolle sowie viel Musik das Stück kräftig durchschütteln. Das Stück wird im leeren Theater gespielt und mit eigenem Regie-Konzept live für das Publikum zu Hause aufbereitet. Im Anschluss folgen Nachgespräche mit den beteiligten Künstlern, an denen sich das Publikum per Chat beteiligen kann.
24.4.2021 / 19.30 Uhr / Maxim Gorki Theater Berlin: Arsinée Khanjian: Auction of Souls
(Video on demand, kostenlos, 24 Stunden online)
Im Jahr 1918 löste das Buch Ravished Armenia, der Augenzeugenbericht der damals 18-jährigen Aurora Mardiganian, die ihren Leidensweg durch die Massaker des Völkermords an den Armeniern beschrieb, eine Welle der Betroffenheit aus. Von der Verfilmung, die 1919 mit Aurora in der Hauptrolle entstand, sind heute nur wenige Szenen und das Skript erhalten. Arsinée Khanjian rekonstruiert die Geschichte eines verzweifelten Versuchs, das Unbeschreibbare zu erzählen.
24.4.2021 / 20 Uhr / Opera Ballet Vlaanderen: Henry Purcell und Kalle Kalima: Dido and Aeneas remembered
(Live-Stream, Tickets: 10 Euro)
Zusammen mit dem B'Rock Orchestra und einer Besetzung von Sängern und Schauspielern spürt Regisseur David Marton den Wurzeln einer jahrhundertealten Geschichte nach. Purcells Partitur wird zusammen mit gesprochenen Zeilen aus Vergils „Aeneis“ aufgeführt, während die neue Musik des Komponisten und Gitarristen Kalle Kalima sowie die Eingriffe von Jazzsängerin Erika Stucky eine Brücke zwischen dem 17. und 21. Jahrhundert schlagen sollen.
24.4.2021 / 19.30 Uhr / Maxim Gorki Theater Berlin: Atom Egoyan: Auroras
(Video on demand, kostenfrei, 24 Stunden online)
Auroras war als Video-Installation im Rahmen des Festivals Es schneit im April 2016 sowie 2019 beim 4. Berliner Herbstsalon zu sehen und ist nun erstmals online verfügbar.
24.4.2021 / 19.30 Uhr / Landestheater Sachsen-Anhalt Nord, Stendal: Jakob Michael Reinhold Lenz: Das Schicksal stellt mich auf eine Nadelspitze
(Video-Stream, Tickets: 3 bis 20 Euro)
Unter der Regie von Jochen Gehle stellen die Ensemblemitglieder Kathrin Berg, Hannes Liebmann und Sebastian Hammer in einer Collage aus Szenen, Briefen, Lyrik und Prosa das Leben und Werk des Dramatikers Jakob Michael Reinhold Lenz vor.
24.4.2021 / 21 Uhr / Schaubühne Lindenfels: John Moran und Josh Spear: Composer genau!
(Video-on-Demand, kostenfrei)
Die Dresdner Everyone Company präsentiert eine Online-Sitcom, die sich mit zeitgenössischer Komposition und Performance auseinandersetzt. Gastgeber der Show sind die Komponisten und Performance-Künstler John Moran (USA) and Josh Spear (UK/NO). In englischer Sprache.
25.4.2021 / 21 Uhr / 27.4.2021 / 28.4.2021 / 15.55 Uhr / 17 Uhr / Staatsoper Unter Den Linden Berlin: Wolfgang Amadeus Mozart: Le nozze di Figaro
(Live-Stream, kostenfrei)
Regisseur Vincent Huguet, der gemeinsam mit GMD Daniel Barenboim die drei Da-Ponte-Opern Mozarts als einen zusammenhängenden Zyklus angelegt hat, siedelt die Handlung in den 1980er Jahren an. Zum Ensemble gehören Elsa Dreisig (Gräfin Almaviva), Nadine Sierra (Susanna), Emily D’Angelo (Cherubino), Katharina Kammerloher (Marcellina), Gyula Orendt (Graf Almaviva) und Riccardo Fassi (Figaro). In italienischer Sprache mit deutschen und englischen Übertiteln.
26.4.2021 / 20 Uhr / Deutsches Theater Berlin: Heiner Müller: Die Hamletmaschine
(Video-Stream, Tickets: 3 bis 20 Euro)
Jedes Jahr am 26. April zeigt das Deutsche Theater diese Inszenierung von Dimiter Gotscheff, in der er auch selbst auf der Bühne stand. Seit 2013 spielen Alexander Khuon und Valery Tscheplanowa eine Version von „Die Hamletmaschine“, in der Gotscheffs Passagen per Video eingespielt werden. Die Passagen stammen aus einer Aufzeichnung aus dem Jahr 2007.
Bis 27.4.2021 / ganztags / Landestheater Linz: Heinrich von Kleist: Der zerbrochne Krug
(Video-on-Demand, Tickets: 0 bis 120 Euro)
Lustspiel mit einem neuen Schlussmonolog von Carolyn Amann. Inszenierung: Bérénice Hebenstreit.
28.4.2021 / 19.30 Uhr / Maxim Gorki Theater Berlin: Yael Ronen & Ensemble: Death Positive – States of Emergency
(Video on demand, Tickets 3 bis 10 Euro, 24 Stunden online)
Für dieses Projekt begibt sich Yael Ronen mit dem Ensemble auf eine Recherchereise ins Unwägbare und Ungewisse der Krise, die wie gerade alle erleben.
29.4.2021 und 2., 3., 19., 20., 21.5.2021 / 20 Uhr / Dresden Frankfurt Dance Company: Zeitgeist Tanz
(Video-Stream, Tickets: 10, 15 Euro)
Zu erleben sind die Uraufführungen von „Hollow Bones" von Jacopo Godani und „Good Old Moone" von Marco Goecke.
29.4.2021 / 20 Uhr / Schauspiel Leipzig: Johann Wolfgang von Goethe: Faust / Faust I
(Video-Stream, Tickets: 3, 5 Euro)
Regie: Enrico Lübbe. „Insgesamt überzeugt dieser Leipziger ‚Faust‘ durch Konzentration auf wichtige Themen und perfekte Sprechkultur“, war in Die Deutsche Bühne zur Premiere 2018 zu lesen.
30.4.2021 / 19.30 Uhr / Staatstheater Hannover: Georg Friedrich Händel: Trionfo. Vier letzte Nächte
(Video-Stream, Tickets: 5 bis 35 Euro)
Regisseurin Elisabeth Stöppler über ihre Inszenierung: „Die vier Figuren unseres Stücks treibt ein individueller Lebenskonflikt um, sie müssen in einer 'letzten Nacht' eine existenzielle Entscheidung treffen: Wie will ich wirklich leben, wer könnte ich wirklich sein? Was macht mein Leben aus? Und vor allem: Wie allein, wie isoliert bin ich mit diesen Fragen? Ist da niemand, der mich begleitet? All dies ist Trionfo. Vier letzte Nächte, und ich bin froh, dass wir die Möglichkeit gerade jetzt ergreifen können, diese uns alle berührenden Lebensgeschichten im Theater zu teilen.“
30.4.2021 / 19.30 Uhr / Theater Magdeburg: Gonzalo Galguera: Eden One
(Video-Stream, kostenfrei, online jeweils für 24 Stunden)
Gonzalo Galguera beschäftigt sich mit der Form des Ballett-Solos, herausgekommen ist eine Folge von Tanz-Miniaturen rund um die Themen Paradies und Verführung. Dazu erklingt Barockmusik von Johann Sebastian Bach, Georg Friedrich Händel, Domenico Cimarosa und Alessandro Marcello.
30.4.2021 / 15 Uhr / 1., 2.5.2021 / ganztags / Schauburg München: Roland Schimmelpfennig frei nach Hans Christian Andersen: Der Zinnsoldat und die Papiertänzerin
(Video-Stream, Familientickets: 12 Euro)
Hörfassung des Theaterstücks. Regie: Andrea Gronemeyer. Für alle ab 8 Jahren (3. bis 5. Klasse).
30.4.2021 / 19:30 Uhr / Maxim Gorki Theater Berlin: Sibylle Berg: Und sicher ist mit mir die Welt verschwunden
(Video-Stream, Ticket 3-10 €, 24 Stunden online)
Sebastian Nübling inszeniert den vierten und letzten Teil der Saga, die Sibylle Berg als Bilanz einer Generation im Neoliberalismus geschrieben hat. Mit englischen Untertiteln.
30.4.2021 / 20.30 Uhr / Tatwerk Berlin: Emel Aydoğdu, Siddiquie und Fatima de Bossa: Rituale der performativen Selbst-Inventarisierung
(Video-Stream auf Twitch, kostenfrei)
Ein performativ-installatives Stück, zu dem das Künstlertrio sagt: „Ausgehend von der These, dass unsere Körper und unser Verstand bewegliche, endliche Archive sind, wollen wir unser Wissen über unsere Familiengeschichten und Erinnerungen durch eine Praxis der Selbst-Inventarisierung festhalten, kritisch inszenieren innerhalb eines performativen Rituals, in welchem wir uns unseren drei individuellen Familiengeschichten zuwenden und Einblicke in unser Leben und unsere Vergangenheit geben werden.“
Bis 30.4.2021 / ganztags / Oper Frankfurt: Camille Saint-Saëns: Der Karneval der Tiere
(Video-on-Demand, kostenfrei)
Das Frankfurter Opern- und Museumsorchester und Schauspieler Christoph Pütthoff präsentieren die Komposition als Stream mit dem Erzähltext von Loriot. In der Inszenierung von Katharina Kastening tummeln sich dabei kuriose Tiere aller Arten im Bockenheimer Depot.
Bis 30.4.2021 / Staatstheater Braunschweig: Antonín Dvořák: Rusalka
(Video-Stream, kostenfrei)
Die Bühnenpremiere wurde im November vom zweiten Lockdown gestoppt. Dirk Schmeding (Regie), Srba Dinić (Musikalische Leitung) und ihr Team aber konnten die Probenarbeit mit dem Sängerensemble und einer aufgrund der Hygienevorschriften reduzierten Orchesterbesetzung zu Ende führen und aufzeichnen. Die Titelpartie wird von Julie Adams verkörpert, die eigentlich für die New Yorker Met gebucht war, aber durch den Komplett-Abbruch der dortigen Spielzeit für Braunschweig frei geworden ist.
Bis 30.4.2021 / Deutsche Oper am Rhein: Viktor Ullmann: Der Kaiser von Atlantis
(Video-Stream, kostenfrei)
Die einzige erhaltene Oper, die in einem KZ komponiert wurde, kam in Düsseldorf unter der Regie von Ilaria Lanzino zur Premiere. Aufgezeichnet wurde die Aufführung am 10. Oktober 2020 für den Stream, in deutscher Sprache, mit deutschen, englischen und französischen Untertiteln.
2., 13.5.2021 / 19.30 Uhr / Theater Oberhausen: Innen.Nacht – Geschichten aus der Höhle
(Video-Stream, Tickets: 5 bis 25 Euro)
Regisseur Bert Zander begibt sich auf die Suche nach einer Erzählform, die Theater auch in kontaktlosen Zeiten sinnlich erfahrbar machen soll. Auf der großen Bühne finden Erzählende wie die Schatten im Höhlengleichnis des Platon als Projektionen zueinander. Begleitet werden sie dabei von Musiker Martin Engelbach, während die Kamera die Online-Zuschauer live mitnimmt – in diese Höhle der Geschichten. Mit Texten von Edouard Louis, Lahya Aukongo, Ulla Hahn, Daniel Schreiber und anderen.
Bis 8.5.2021 / ganztags / Landestheater Linz: Alice im Wunderland
(Video-on-Demand, Tickets: 0 bis 10 Euro)
Die Neugier führt Alice in eine verrückte Welt: Mäuse rappen, Katzen grinsen und Eier singen – und dann ist da noch die Nichtgeburtstagsfeier der Herzkönigin. Wird Alice ihren Weg nach Hause finden? Inszenierung: Nele Neitzke. Für alle ab sechs Jahren.
Bis 8.5.2021 / ganztags / Landestheater Linz: Faust Short Cuts
(Video-on-Demand, Tickets: 0 bis 10 Euro)
Aus Protest besetzt der junge Fritz (Friedrich Eidenberger) das Theater und erzählt und spielt den Klassiker aus eigenem Erleben nach. „Für innovative Formate, die über die Bühnen hinausgehen“ wurde die Online-Version der Inszenierung mit dem Spezialpreis der „STELLA*21“-Jury ausgezeichnet, eine Initiative der ASSITEJ Austria. Konzept und Inszenierung: Nele Neitzke. Für alle ab 13 Jahren.
Bis 8.5.2021 / ganztags / Landestheater Linz: Vincenzo Bellini: Romeo und Julia
(Video-on-Demand, Tickets: 0 bis 120 Euro)
Musikalische Leitung: Enrico Calesso, Inszenierung: Gregor Horres.
Bis 10.5.1.2021 / 0.14 Uhr / Arte: Angelin Preljocaj: Das Fresko
(TV-Produktion, kostenfrei, online in der Mediathek)
Der französisch-albanische Choreograph Angelin Preljocaj setzt seine künstlerische Auseinandersetzung mit Märchen fort. 2017 erschloss er ein bislang in seiner Arbeit unerforschtes Genre: traditionelle asiatische Erzählungen.
15.5.2021 / 20.30 Uhr / Tatwerk Berlin: Benjamin Burger: Happily ever after
(Video-Stream, kostenfrei)
Die Performance ist eine Auskopplung aus einem laufenden Rechercheprojekt. Darin geht Benjamin Burger in einem Selbstversuch dem Glücksversprechen der Leistungsgesellschaft auf den Grund. Sein Ziel ist es 100 Punke glücklich zu werden.
21., 22.5.2021 / 20 Uhr / 23.5.2021 / 18 Uhr / Barnes Crossing: Tanzfestival Solo-Duo NRW + friends
(Live-Stream,
Zum dreizehnten Mal veranstaltet Barnes Crossing, der Freiraum für Tanz-Performance-Kunst, in Köln sein internationales Tanzfestival. Azize Flittner moderiert und wird dabei von zwei der drei Jurymitglieder unterstützt, die Solo- und Duo-Aufführungen werden gestreamt (Aufzeichnungen). Der Kooperationspartner Almada Dance Company zeigt am 23. Mai „noir“, Choreographie: Bruno Duarte, anschließend Preisverleihung.
Bis 4.7.2021 / ganztags / Theater Krefeld und Mönchengladbach: Kobie van Rensburg: The Plague
(Video-on-Demand, Tickets: 10 Euro)
Ein Pasticcio ist zu erleben, eine Musiktheaterform der Barockzeit, in der Ouvertüren, Arien, Duette und Ensembles zu einem neuen Werk zusammengestellt werden. Hier sind es 28 Stücke, hauptsächlich von Henry Purcell, dazu je ein Werk von Thomas Ravenscroft und Pelham Humfrey. Das Sängerensemble wird im Bluescreen-Verfahren gefilmt und digital in ein Phantasie-England des 17. Jahrhunderts transferiert. Erzählt wird in Schwarz-Weiß-Bildern eine Pest-Geschichte von Angst, Sehnsucht, Trauer und Hoffnung, gespickt mit schwarzem Humor.
Bis 4.7.2021 / ganztägig / Dresdner Semperoper: Wolfgang Amadeus Mozart: Die Zauberflöte
(Video-on-Demand, kostenfrei)
Für die Aufzeichnung mit unter anderem René Pape, Klaus Florian Vogt und Nikola Hillebrand steht Kapellmeister Christoph Gedschold am Pult der Sächsischen Staatskapelle Dresden. Regisseur und Gärtnerplatztheater-Intendant Josef E. Köpplinger deutet als Coming-of-Age-Story. Unterstützt von den Bildern des Bühnenbildners Walter Vogelweider.
Bis auf Weiteres / ganztags / Staatstheater Cottbus: Antigone Neuropa
(Video-on-Demand, kostenfrei)
Die Uraufführung des polnisch-luxemburgischen Regisseurs Filip Markiewicz und der Schauspieldirektorin des Staatstheaters, Ruth Heynen, feierte 2020 in Kooperation mit dem Lausitz Festival im Hangar 5 auf dem Flugplatz Cottbus Premiere. Schauspiel, Tanz, Musik, Gesang und Videokunst sollen in der Video-Aufzeichnung zu einer sinnlichen Performance verschmelzen. Es kommen Texte von Sophokles, Seamus Heaney, Judith Butler, Hannah Arendt, Luce Irigaray, Slavoj Žižek und des Regisseurs zu Gehör.
Bis auf Weiteres / ganztags / Landestheater Niederbayern: Rainer Werner Fassbinder: In einem Jahr mit 13 Monden
(Video-on-Demand, kostenfrei)
Der Film, der als Bühnenfassung am Landestheater Niederbayern zu sehen war, kommt nun wieder als Theaterfilm zum Publikum. Er lässt sich sowohl als eine Abrechnung mit dem von Geldgeschäften beherrschten Großstadt-Milieu verstehen, wie auch als eine Verarbeitung einer privaten Tragödie: Fassbinders Freund nahm sich das Leben, nachdem der Filmemacher sich von ihm trennen wollte. Regie: Claus Tröger.
Bis auf Weiteres / ganztägig / Theater Krefeld Mönchengladbach: Beuys' Küche
(Video-Stream, kostenfrei)
Joseph Beuys kam 1921 in Krefeld zur Welt. Mit „Beuys‘ Küche” konzipiert Regisseur und Theatererforscher Sebastian Blasius einen Theaterabend, der sich mit Beuys‘ Wirken auseinandersetzt. Eine unterhaltsam-herausfordernde Inszenierung.
Bis auf Weiteres / ganztags / Utopia München: Cornel Franz und Markus Lehmann-Horn: Hotel Giesing – der Film
(Video-on-Demand, kostenfrei)
Ein Singspiel, das im Herbst 2020 zweimal aufgeführt wurde. Doch dann kam der Lockdown und seine Schließungen. Deshalb ist der Film entstanden, ein bearbeiteter Mitschnitt der Uraufführung.
Bis auf Weiteres / ganztägig / Schaubühne Lindenfels Leipzig: Brodsky ... Ferngespräche
(Video-Stream, kostenfrei)
Neun Gedichte von Joseph Brodsky, verfilmt in neun Kapiteln mit einer Performerin, einem Musiker und einem Schauspieler in der Regie von René Reinhardt und Thadeusz Tischbein. Die neun Folgen werden im Februar immer donnerstags im Wochenrhythmus veröffentlicht und bleiben online.
Bis auf Weiteres / ganztägig / Theater Total Bochum: Der Weg riecht nach Frühling
(Video on demand, kostenfrei)
Eine Performance nach „Siddhartha” von Hermann Hesse.
Bis auf Weiteres / Theater Osnabrück: Dominique Schnizer: Tödliche Entscheidung
(Video on demand, drei Folgen für 10€)
Die Theater-Web-Serie setzt sich im Format Ermittlungsthriller mit Fragen der Schuld auseinander und hinterfragt die Beweggründe seiner Figuren. Während des Live-Streams der Premiere hatte das Publikum die Möglichkeit, per Abstimmung via Internet direkten Einfluss auf den Verlauf der Handlung zu nehmen.
Bis auf Weiteres / Theater Osnabrück: Wolfram Lotz: Einige Nachrichten an das All
(Video on demand, kostenfrei)
Nach der Corona-bedingten Absage der Inszenierung schicken die Figuren des Stückes jetzt aus dem digitalen Universum ihre Nachrichten an das All. Ein Experiment im dezentralen Proben und Produzieren, vom künstlerischen Team selbst erdacht und realisiert – in der eigenen Wohnung, an öffentlichen Orten, in und um Osnabrück.
Bis auf Weiteres / Oper Halle: Mein Staat als Freund und Geliebte
(Video-Stream, kostenfrei)
Der Komponist und Aktionskünstler Johannes Kreidler schrieb diese Oper für Chor, Video, einen Schauspieler, einen dramatischen Tenor, Ballett, Orchester und Elektronik – angesichts des weltweit erstarkenden Nationalismus handelt es sich um eine Reflexion über Gemeinschaft, Massenbewegungen, Staatstheorien und Protest.
Bis auf Weiteres / Staatstheater Braunschweig: Gregor Zöllig: Tanzwärts!
(Video-Stream, kostenfrei)
Virtual Edition: Gemeinsam einsam oder Im Innern das Draußen suchen. Sehr reizvoller Tanzfilm – unsere Kritik lesen sie hier: https://www.die-deutsche-buehne.de/kritiken/wiedererwachte-lockdown-koerper
Bis auf Weiteres / Junge Ulmer Bühne: Johann Wolfgang von Goethe: Faust
(Video on demand, Ticket: 5 Euro)
Der Arbeitskreis Junges Theater Baden-Württemberg präsentiert mit der Website theater-stream.de die Möglichkeit, einige Angebote der regionalen Bühnen online zu schauen. Initiiert und organisiert von der Jungen Ulmer Bühne präsentieren 13 baden-württembergische Theater, vom Staatstheater bis zu Bühnen der freien Szene, Live-Streams und Theaterfilme on Demand, die exklusiv für diese Plattform produziert werden und vor allem für den Einsatz im schulischen Rahmen geeignet sein sollen. Gestartet wird mit der verfilmten „Faust“-Inszenierung von Sina Baajour – ab 15 Jahren.
Bis auf Weiteres / ganztags / Landestheater Detmold: E. T. A. Hoffmann: Der Sandmann
(Video-on-Demand, kostenfrei)
Die Inszenierung der Geschichte des Studenten Nathanael, der als Erwachsener von verdrängt geglaubten Kindheitserinnerungen heimgesucht wird, hat Regisseur Benedikt Grubel im Grabbe-Haus herausgebracht, nun wurde sie auf der großen Bühne des Landestheaters verfilmt.
Bis auf Weiteres / Junge Ulmer Bühne: Odysseus – frei nach Homer
(Video on demand, Ticket: 5 Euro)
Mit einem Audi 80 ausgestattet und einem Schauspieler und einer Schauspielerin besetzt, drehte das Team um Regisseurin Sina Baajour für alle ab zehn Jahren ein Roadmovie im Theaterlager. Die Teppiche werden zum „Ort des Versprechens nach dem Paradiese“, das Hochregal zur Südspitze der Peleponnes und dem Platz der Winde, das blutige Kriegstreiben zum kurzen Figurentheater mit Playmobilfiguren …
Bis auf Weiteres / ganztägig / Dresden Frankfurt Dance Company: #Alterego / Ich bin deutscher Expressionismus
(Videos in demand, kostenfrei)
Eine Reihe von 15 künstlerischen Kurzvideos, die während des Lockdowns von den Tänzern selbst konzipiert und zu Hause umgesetzt wurden.
Noch bis 12.3.2021 / ganztägig / Berliner Festspiele: Berliner Theatertreffen: Schauspielhaus Zürich: Der Mensch erscheint im Holozän
(Video on demand, kostenfrei)
Ein „Visual Poem“ von Alexander Giesche nach der Erzählung von Max Frisch.
Bis 5.6.2021 / ganztags / Deutsche Oper am Rhein: Demis Volpi: A simple piece
(Video-on-Demand, kostenfrei)
Mit dem Düsseldorfer Filmemacher Ralph Goertz hat Demis Volpi, Direktor und Chefchoreograph des Ballett am Rhein, sein Stück als Choreographie für Tänzer und Kamera neu entwickelt. Es ist die erste zeitgenössische Choreographie, die auf der Streamingplattform Operavison zu sehen ist.
Bis 25.6.2021 / ganztägig / Oper Frankfurt: Peter I. Tschaikowski: Nur wer die Sehnsucht kennt
(Video-on-Demand, kostenfrei)
In der von Christof Loy entwickelten Inszenierung ist eine Auswahl an Liedern zu erleben, die durch kurze Klavier- und Kammermusikwerke ergänzt wird.
Bis 31.07.2020 / Theater Koblenz: Richard Wagner: Die Walküre, 1.Akt
(Stream, Ticket ab 5 €)
Konzertante, reduzierte Version unter Beachtung der aktuell geltenden Bestimmungen. Mit vier Kameras wurde dieses Opernkonzentrat für Klavier, Pauke und Violoncello aufgezeichnet. Hier gibt es weitere Streams vom Theater Koblenz.
Bis 31.07.2020 / Theater Koblenz: Steffen Fuchs: Nicht mit dir und nicht ohne dich
(Video-Stream, Ticket ab 9€)
Steffen Fuchs choreographiert coronagemäß 15 Soli für 15 Tänzer – zur Musik von Johann Sebastian Bach: Stephanie Zimmer spielt die „Goldberg-Variationen" in der Version für Harfe. Hier gibt es weitere Streams vom Theater Koblenz.
Bis 31.7.2021 / ganztägig / Theater Koblenz: Richard Strauss: Der Rosenkavalier (Ausschnitte)
(Video on demand, Tickets: 9 Euro)
Monica Mascus, Haruna Yamazaki und Hana Lee präsentieren eine knappe Stunde musikalischer Höhepunkte aus Richard Strauss‘ Werk und kehren damit in ihre Rollen als Feldmarschallin, Octavian und Sophie aus der 2017er-Inszenierung am Theater Koblenz zurück. Eigens für die Online-Produktion wurde eine kammermusikalische Fassung für zwei Klaviere, Celesta und Harfe gefertigt.
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Eben erreicht uns eine Mail von Karl Regensburger und dem ImPulsTanz-Team in Wien mit einer wirklich traurigen Nachricht: Ismael Ivo, eine der Leitfiguren des zeitgenössischen Tanzes und ImPulsTanz-Mitbegründer, erlag am gestrigen Donnerstag (8. April) im Alter von 66 Jahren einer Covid-19-Infektion – in São Paulo, dort, wo er am 17. Januar 1955 auch geboren wurde. Um zu ermessen, wie groß dieser Verlust ist, muss man sich den Lebensweg dieses großartigen Künstlers und Menschen noch einmal in Erinnerung rufen. Denn er war nicht nur ein prägender Tänzer und Choreograph, sondern ebenso sehr auch ein charismatischer Botschafter des zeitgenössischen Tanzes, ein Initiator und Organisator, dessen Stimme präsent war und der sich mit Leidenschaft und Liebe zur Sache auch immer wieder auf institutionelle Aufgaben einließ.
1984 gründete er neben seinem vielfältigen künstlerischen Schaffen gemeinsam mit Karl Regensburger die Internationalen Tanzwochen Wien – seit 1988 heißen sie ImPulsTanz – Vienna International Dance Festival, wo er bis zuletzt als künstlerischer Berater tätig war. Von 1997 bis 2000 war er Chefchoreograf am Deutschen Nationaltheater Weimar, von 2005 bis 2012 leitete er die Sparte Tanz der Biennale di Venezia und das International Festival of Contemporary Dance in Venedig. Dort rief er den Goldenen Löwen der Biennale für Tanz ins Leben, den er Pina Bausch, Jiří Kylián, Carolyn Carlson, William Forsythe und Sylvie Guillem überreichen durfte. Die Entwicklung und Stärkung professioneller Ausbildungsprogramme für Tänzer und Tänzerinnen war ihm ein besonderes Anliegen. So gründete er 2009 das Contemporary Dance Research Center Arsenale della Danza in Venedig, ein Projekt, das er 2013 bis 2017 in Wien und São Paulo unter dem Namen Biblioteca do Corpo fortführte. Von 2017 bis 2020 war er dann Direktor des Balé da Cidade de São Paulo und leitete gemeinsam mit Dirigent Roberto Minczuk das Theatro Municipal de São Paulo.
Ismael Ivo studierte Tanz und Schauspiel in São Paulo. 1983 setzte er seine Arbeit als Choreograph und Tänzer in New York fort und entwickelte seine künstlerische Sprache unter anderem gemeinsam mit dem japanischen Butoh-Tänzer Ushio Amagatsu weiter. Sein unverwechselbarer und kraftvoller Stil prägte neben vielen anderen auch die Ästhetik des Pioniers des deutschen Tanztheaters, Johann Kresnik. Ivo war immer neugierig auf Kollaborationen mit Künstlern unterschiedlichster Disziplinen, so etwa mit Heiner Müller, George Tabori, Marcia Haydée oder Marina Abramović. Mit über fünfzig eigenen abendfüllenden Stücken ging er auf Welttourneen und wurde so zu einem der berühmtesten Protagonisten des Tanztheaters.
Bei ImPulsTanz war er zuletzt im Jahr 2019 mit seinen Workshops präsent, mit denen er über Jahrzehnte Generationen von Hobby- und Profi-Tänzerinnen und -Tänzer begeistert hatte. Karl Regensburger charakterisiert ihn so „Es war uns eine Ehre, Ismael an unserer Seite zu wissen – welch ein wunderbarer und großzügiger Mensch!“
Dienstag, 6. April
Vorbei. Das letzte Teelicht verglimmt. Das letzte Salbeiblatt verräuchert. Obwohl man mir einen unadressierten, frankierten Umschlag mitgeschickt hat, um mit einem Menschen meiner Wahl eine Diskussion über die in unseren Briefen angerissenenen Themen eine Aufbaudiskussion zu beginnen: „Cecils Briefwechsel“ ist für mich vorbei.
Der letzte Brief zeigt noch einmal eine ganz andere Facette, nicht nur, weil die Post über Ostern einmal ihr Normaltempo erreicht hat. Auch gibt es keine neue Erzählung mehr, keine neue, Aktualität intensiv und geschmackvoll spiegelnde Metamorphose eines Kleist-Stoffes mehr. Sondern die Rahmenerzählung aus dem ersten Teil – empathische, ein Leben ohne Herabsetzungen anderer propagierende Menschen versammeln sich friedlich in einer Kirche, eine Gruppe Männer will ihr Treffen gewaltsam unterbinden – wird zu einem utopischen Ende geführt: Die Terror-Kerle haben eine Art spirituelles Erweckungserlebnis, das sie enthemmt und von ihrer gesellschaftlichen Rolle und damit von ihren Aggressionen befreit. Schon die heutige Versuchsanordnung wirkt überraschend fröhlich:
Eine Wunderkerze? Gar Luftschlangen?? Der Text, begonnen wieder mit einem individuellen, mein letzten Brief berührend freundlich reflektierendem Anschreiben ist leichter im Ton, wechselt ansatzlos von Poesie zu Umgangssprache („dieses Minderwertigkeits-dings-bums"), verblendet dann wieder hoch originell beide Sprachebenen ("Große, dicke, kleine, schrumpelige Männer / mit und ohne Brille / mit und ohne Hühnerbrüste (...)"), zitiert Prince, spielt auf Simone de Beauvoir an, frönt also auf mehreren Ebenen dem Eklektizismus. Selbstgewisses Mäandern tritt an die Stelle poetischer Stringenz. Nach wie vor habe ich Probleme mit der Prämisse. Die sagt, die Gesellschaft dränge die, sozusagen, alten weißen männlichen Kinder in eine bestimmte Rolle, die es fast sicher mit toxischer Männlichkeit infiziert. Das mag zu Kleists Zeiten so gewesen sein. Heute dürfen wir uns Kerle aber eigentlich nicht mehr auf so etwas raus reden. Wir sind – erwachsen – für unser Gift selbst verantwortlich.
Aber der Rest ist, auch in diesem Schlussteil, klug und haltungsstark. Und das Frauenbild, das mit sanfter Ironie bloßgelegt wird (leidensfähiger, leichter beeinflussbar, leichter therapierbar...) ist möglicherweise in unserer Männerwelt immer noch mehrheitsfähig.
Ich bin dankbar, dabei gewesen zu sein. Ich hatte Spaß, ich bin berührt worden, ich denke anders über Dinge nach, vielleicht denke ich auch über andere Dinge nach. So habe ich erst auf der letzten Rille bewusst wahrgenommen, dass „Cecil“ gar kein Mann ist. Sie unterschreibt mit „Deine Cecil". Auf solche Dinge sollen wir achten, ohne uns mit pauschaler Achtsamkeit abzustumpfen. Und mal nach Mannheim fahren, zumindest ich, wenn die Theater endlich wieder aufmachen. Die sind freundlich bis hin zur letzten Briefmarke!
Dienstag, 30. März
Dieses Mal war nicht die Post schuld. Jedenfalls nicht allein. 15 Tage hin und zurück ist immer noch eine Menge. Dazu: Krankheit, Urlaub, Arbeit. Irgendwann mittendrin kam der Brief, löste Freude aus – und musste warten. Er sollte keine Lücke füllen. Heute war die nötige Stunde Ruhe. Ich habe den Umschlag geöffnet und die neue Versuchsanordnung vor mir ausgebreitet:
Dieses Mal „Michael Kohlhaas“. Die Geschichte ist bekannt, mir seit Schulzeiten. Der Vorzeige-Händler, das Muster an Gewissenhaftigkeit und Sozialkompetenz wird Opfer der Willkür der Mächtigen. Sein Handelsgut kommt zu Schaden, seine Frau, die vermitteln will, stirbt. Kohlhaas wird zum radikalen Gewalttäter. Wieder fasziniert die Fähigkeit des Autors Necati Öziri, Heinrich von Kleists Sprache zu entzerren, ohne dass das dramatische Geschehen – auch im Erzählen bleibt Kleist immer Dramatiker – an Poesie und Dynamik verliert. Und der Kern wird herausgeschält, die Machtlosigkeit den Mächtigen gegenüber, die Hilflosigkeit und Selbstbezogenheit, die zur Radikalisierung führt und hier zu einer Art Vereinigung von Radikalen aus vielen Ländern führt. Hier wird meine Vorstellungskraft gesprengt. Ich will mir Gewalt-Radikale in Gedanken und Taten nicht als soziale Wesen vorstellen. Für mich verlässt ein radikaler Gewalttäter geistig nie seine eigene Türschwelle und ist unfähig zu einer von Empathie geprägten Gemeinschaft.
Aber darum geht es hier nicht. Was mir gefällt: Immer wieder dringt Humanität durch die Ritzen, geadezu Zärtlichkeit, etwa im Umgang des Ehepaars Kohlhaas miteinander. Der Titelheld ist Pferdehändler. Und weil auf seine Pferde, die er zum Pfand zurücklassen musste, nicht achtgegeben wird, wird er doppelt wütend – seine Handelsware wird beschädigt, Leben wird gequält. Was ist wichtiger? Ich habe ein paar Strohhalme auf meinem Schreibtisch zu arrangieren, Streu und Fürsorge für die Pferde, und eine Kerze daraufzustellen. Fast ein Altärchen:
Mich persönlich ergreift an der ganzen Angelegenheit heute etwas anderes: Diese Hilflosigkeit, der Necati Öziri auf Basis von Kleists Text, zugespitzt von Regisseurin Sapir Heller und Dramaturgin Lena Wontorra, so beredt Ausdruck verleiht, mit genau dieser Hilflosigkeit stehe ich gleich doppelt vor der aktuellen Pandemie. Da ist das Virus, dem man anscheinend nicht Herr werden kann, und da ist das Krisenmanagement der Spitzenpolitik, das nicht nur plan- und systemlos wirkt, sondern bei dem vor allem – selbstverständlich ein subjektiver Eindruck – ich, wir, die Menschen nicht mitgedacht und -gefühlt werden. Etwas stimmt nicht, ist aus den Fugen, in mir und außer mir. Und damit mir das ganz klar wird, findet „Cecils Briefwechsel“ sogar hierfür einen Sinneseindruck: Brausepulver aus der Zunge. Das marodiert dann über die Lippen und durch Mund und Rachen. Störend. Unbeherrschbar. Nicht zu ignorieren. Und viel zu süß.
Auch hier sind wir wieder direkt bei Kleist, bei seinen Gedankenstrichen, die Unmögliches voneinander trennen und die Unmöglichkeit harmonischen Lebens behaupten. „Das Gefühl des vollkommenen Widerspruchs in allen Dingen“ hat der Dramatiker Christian Friedrich Hebbel das später genannt. Das ist extrem deprimierend, aber „Cecils Briefwechsel“ verlebendigt, versinnlicht diesen Ansatz, analytisch mit fatalistischer Hoffnungslosigkeit umzugehen. Besonders mit der eigenen. Das macht lächeln. Zumindest mich. Ich freue mich sehr auf den vierten Brief und bedaure, dass es der letzte ist.
Mittwoch, 3. März
Endlich ist der zweite Brief da. Ich hatte schon Sorge, vor allem, weil ich so neugierig bin. Zu Kleists Zeiten bewegte sich eine Postkutsche mit ungefähr 8 Kilometern pro Stunde vorwärts. Mannheim – Köln und zurück wäre also in sechs Tagen machbar gewesen. Im Moment schafft die Post das offensichtlich nicht. Die Gefahr des Analogen, sozusagen.
Egal. Ich mache den Brief auf und erwarte Antworten auf meine Fragen. Werde ich mich wieder pauschal, also qua Geschlecht, toxischer Männlichkeit angeklagt fühlen müssen? Wird mich die Faszination wieder einfangen wie beim ersten Mal, über die Sprache und die phantasievolle Vielfalt der Mittel. Wie geht die Beschäftigung mit Kleist weiter, bleiben wir bei derselben Vorlage? Was kommt Neues dazu? Vor allem aber: Bekomme ich tatsächlich, wie annonciert, eine persönliche, auf meinen Brief reagierende Antwort? Wie sollte das denn gehen, bei 8 Durchgängen á 100 Teilnehmer? Da müsste ja jemand, ein Team, eine vierstellige Anzahl Briefe lesen und schreiben...
Tatsächlich! Es ist nicht nur die Anrede. Mein Brief ist gelesen worden und auf der ersten Seite wird auf ihn eingegangen. „Cecil“ schreibt mir begütigend aber insistierend und es geht los. Einiges ist gleich oder ähnlich wie beim ersten Mal. Ich soll wieder die Pappkirche aufstellen und mit Teelichtern illuminieren wie vor zwei Wochen (siehe unten), die Musik kommt diesmal nicht aus dem Telefon, sondern aus meinem Handy und Salbei wird auch wieder verbrannt. Und die Setzung der Exposition bleibt eine Krücke: Ein Kreis von Menschen versammelt sich in einer Kirche mit dem Ziel, die friedliche Koexistenz als wesentliche gesellschaftliche Maxime durchzusetzen oder, wie sie es ausdrücken, „eine pluralistische Gesellschaft der Akzeptanz zu feiern." Drei Männer, drei Brüder bekämpfen diesen Bund. Warum? Das soll erzählt werden, im ersten Teil, höchst unerfreulich, mit Material aus „Die Verlobung in Santo Domingo“.
Trotz aller Ähnlichkeiten, und obwohl er sogar mit denselben Worten beginnt, ist der zweite Teil ganz anders. Dennoch entsteht auf meinem unaufgeräumten Schreibtisch umgehend wieder eine Theaterbühne, ich bin mein Hauptdarsteller, muss Mann sein, zu „Fickt euch alle“ dreimal auf den Tisch hauen, dafür „Ich liebe dich“ flüstern.
Mein Name sei Achilles:
Das Tattoo weist mir die Rolle des (nicht ansteckenden) Liebenden zu, und das Ziel all meiner Wünsche und Begierden ist die schönste aller Blumen:
Wie platt! Wie witzig!! „Antworte mir, Penthesilea“. Naturgemäß schweigt die Blume. Nichts von Küssen und Bissen. Aus dem immer noch kraftvollen, immer noch poetischen Text von Necati Öziri schälen sich die Figuren. Achilles ist ein Mann, dem es wichtiger ist, geliebt zu werden als zu lieben. Aber so einfach ist es natürlich auch wieder nicht. Egal, wie oft man auf den Tisch haut. Das weiß der Autor auch. Öziri – und die Regisseurin Sapir Heller, die mit der Dramaturgin Lena Wontorra die analoge Umsetzung entwickelt hat – arbeiten sich bewusst und erstaunlich differenziert an jenem preussischen Männerbild ab, an dessen Nicht-Überwindung Heinrich von Kleist vermutlich zugrunde gegangen ist. Natürlich benutzen sie ihre Vorlagen als Material, beschränken sich aber nicht darauf, wie es auf Bühnen und, besonders aktuell, im Netz immer wieder geschieht, die Oberfläche der Texte zu filetieren. Öziri und, auf seiner Spur, Heller und Wontorra sind tief eingedrungen in diese Dichtungen, setzen sie in Beziehung und schälen mit erstaunlicher Stringenz nach und nach ein Bild heraus. Und erreichen damit, was gutes Theater auszeichnet: Die Zuschauerin, der Zuschauer muss sich nicht nur unausweichlich mit Text, Aufführung, Aussage auseinandersetzen, sondern auch und vor allem mit sich selbst. Wie ist denn das bei mir und der Liebe? Wie egoistisch, wie selbstlos bin ich? Sag ich nicht. Weiß ich nicht.
Aber das Spiel, ihr Spiel, mein Spiel, es hat mich vollkommen eingefangen. Weil es ernst ist. Und weil es wirklich Spiel ist – und mein Büro wieder stundenlang nach Salbei stinkt. Ich gehe noch weiter: Für mich als Kritiker, vor allem aber, unbedingt, als Zuschauer ist „Cecils Briedfwechsel“ das intensivste Theatererlebnis, seit die Theater geschlossen sind.
Und ich möchte wirklich sehr gern wissen, wie es weitergeht! Oh Post, mach' einmal voran!
Dienstag, 16. Februar
Endlich. Der erste Brief war für den 8.2. avisiert, für letzten Montag. Gestern ist er dann gekommen, eine Woche zu spät, gestempelt am 5. Februar. Wir sind also fast schon in der Post-Post-Dramatik gelandet. Ich werde auf jeden Fall heute noch antworten. Damit ich noch eine Antwort bekomme. Das ist ein Gefühl, das ich fast schon vergessen hatte: der analoge Termindruck.
Ich bin neugierig. Wie kann ein Briefwechsel, der, nach der ersten Antwort, für jede und jeden Mitwirkende(n) individuell gestaltet werden soll, über das Private, die sozusagen offiziell persönliche Begegnung hinausweisen? Ich öffne den Briefumschlag, finde ein Typoskript und ein paar Kleinigkeiten, befolge erste Anweisungen und habe eine Art Versuchsanordnung auf meinem Schreibtisch:
Ich beginne zu lesen. Erste Überraschung: Der Text packt unmittelbar. Ich lese ihn schon laut, bevor ich die Anweisung entdecke, genau das zu tun. Es ist harter Text. Gewalt, Gerechtigkeit, Rache sind die Themen. Necati Öziri gebietet über eine genuin dramatische Sprache von großer poetischer Kraft. Und er schließt tatsächlich an Kleist an, nutzt seine Weltsicht, seine Weltbeschreibung als Fundament und die Erzählung „Die Verlobung in Santo Domingo” offensichtlich als Material. Dazu konstruiert er einen Antagonismus aus zwei Gruppen. Die eine lebt aggressiv toxische Männlichkeit aus, die andere sucht Wege dagegen an. Ob das zu Kleists Zeit spielt oder heute, weiß ich nicht genau, spielt aber vielleicht auch keine Rolle. Die „Guten“ versammeln sich in einer Kirche. Zwecks Atmosphäre konnte ich nicht nur eine Telefonnummer anrufen und Musik hören, sondern auch auf meinem Schreibtisch eine Kirche aufstellen und sie beleuchten:
Als sich der Schauplatz dann in die Karibik verlagert, schafft das Verbrennen getrockneten Salbeis Atmosphäre (siehe unten). Auf Anhieb begeistert mich das Vorhaben, die Sprachkraft, mit der hier erzählt und agitiert wird wie die phantasievolle, gar nicht bedeutungsschwanger daherkommende Ausgestaltung. Aber worauf will es hinaus? Werde ich in all meinen Briefen eine Gerechtigkeitsdiskussion führen müssen, mich dafür verteidigen, dass ich ein Mann bin, dem jene vieldiskutierte toxische Männlichkeit nun mal in die DNA geschrieben ist? Oder wird am Ende ein humanistischer Gesellschaftsentwurf stehen, etwas, wovon Kleist ja nur Fetzen aufgefunden hat, worunter er bekanntlich furchtbar litt?
Ich bin gespannt...
Thematisch hat „Climax“ rein gar nichts mit Ostern zu tun, nicht mit lichter, inniger Osternacht, schon gar nicht mit Auferstehung. Am ehesten noch mit Karfreitag, mit Schmerz, Reue, Tod. Und Tanz.
Den Filmemacher Gaspar Noé kenn man eigentlich nur mit dem angeklebten Lable „Skandalregisseur“. Als Vorbilder nennt er Rainer Werner Fassbinder, Pier Paolo Pasolini; Martin Scorsese und David Cronenberg. Wie bei den Filmen dieser Regisseure (abgesehen von Scorseses Arbeiten der letzten Jahre), gilt für Noés Filme, dass sie sich nicht im engeren Sinne konsumieren lassen. Man kann sie über sich ergehen lassen, sich ihnen verweigern oder muss sich ihnen aussetzen. Viellecht auch deshalb konnte der argentinische Regisseur in 20 Jahren nur vier Langfilme fertigstellen, „Menschenfeind“, „Irreversibel“, „Love“ und „Climax“.
Dieser Film kam 2018 in die Kinos und hat eine klassische fünfaktige Stuktur. Zuerst werden Tänzerinnen und Tänzer für eine Tournee ausgewählt. Wir sehen sie einzeln auf einem alten Fernsehbildschirm. Sie sprechen über sich. Zweiter Akt: Tanz. Großartiger Tanz. Eine lange Szene ohne Schnitt zeigt eine brillante, geradezu uferlos sinnlich gefilmte Gruppenchoreographie mit individuell herausgestellten Körpersprachen. Die Dynamik ist schwindelerregend, der Rhythmus so perfekt inszeniert, dass es einen messerscharf am Rand eines imaginären Abgrund entlang treibt und dabei die eigene Angstlust genießen lässt. Der Tanz geht in eine Party über. Die Proben sind vorbei, morgen geht es auf Tournee. Die Kameraschwenks sind hart, schnell, wild. Geschnitten wird nur, wo es nicht anders möglich ist. Etwas stimmt nicht: Es sind Drogen in der Bowle. Unterdrückte Triebe, Verlangen, Sehn- und Eifersucht, Narzissmus, Komplexe aller Art drängen an die Oberfläche, brechen sich gewalttätig Bahn. Am nächsten Morgen kommt die Polizei, versorgt die Wunden, ordnet die Toten.
Ein Film wie ein Drogentrip. Das divers und international zusammengestellte Ensemble spielt fantastisch zusammen. Jeder dieser 21 dargestellten jungen Menschen ist auf seine Weise wahrnehmbar schön und gleichzeitig kaputt, häßlich, ein Freak. Aber die Schönheit überwiegt. Und überlebt die Nacht trotzdem nicht.
Ende 2018 kam „Climax“ in die deutschen Kinos und war kein Erfolg. Zu komplex. Zu hart. Wer einen Tanzfilm sehen will, will keinen Hoororfilm und andersherum. Aber es handelt sich hier sehr eindeutig um ein fimisches Meisterwerk. Um einen Kommentar zu unserer Zeit in einer eigenständigen ästhetischen Sprache. Um ein Bekenntnis zur Diversität inklusive des Eingeständnisses, dass deren oberflächliche Verwirklichung zwar ein unverzichtbarer Schritt ist, aber für sich genommen keine Probleme löst.
Einer der wenigen Filme, die ich gesehen habe, von denen ich sagen würde, dass man ihn gesehen haben muss. Man kann „Climax“ allerdings nicht nebenbei sehen oder zwischendurch. Und in den Osterferien ist ja vielleicht, gerade in diesem Jahr, ein wenig Zeit.
Der Film ist auf DVD und Blu-Ray günstig greifbar (FSK 16) und via Netflix zu streamen.
Die Hoffnung stirbt zuletzt. Aber mancherorts stirbt sie auch ziemlich schnell. In meinem Krisentagebuch vom Freitag hatte ich in Bezug auf die Theater in der Coronakrise ja von einem „Türspalt für die Hoffnung“ orakelt, den der der neuste Corona-Beschluss den Theatern eröffnet habe, indem er die Möglichkeit von „Modellprojekten“ offenhielt. In diesem Rahmen sollten – unter strengen Schutzmaßnahmen und mit einem Testkonzept – einzelne Bereiche des öffentlichen Lebens wieder öffnen zu können, „um die Umsetzbarkeit von Öffnungsschritten unter Nutzung eines konsequenten Testregimes zu untersuchen“. So haben etwa die Hauptstadt Berlin (wo die Modellprojekte allerdings gleich wieder ausgesetzt wurden, während man mit Schnelltests weiter einkaufen darf) oder die Hansestadt Rostock Vorstellungen mit Publikum ermöglicht und heute auch positive Bilanzen gezogen. In Schleswig-Holstein sind ähnliche Projekte, auch für Kulturbetriebe, geplant.
Das ist in der Beschränkung auf einzelne Projekte ebenso sinn- wie verantwortungsvoll. Denn dadurch die besteht die Möglichkeit, zielgenau zu beobachten, ob solche klar begrenzten Aktivitäten mit Tests und Hygiene wirklich risikolos gemanagt werden können, oder ob die Hoffnung getrogen hat. Die Hygienekonzepte der Theater und Konzerthallen waren von zahlreichen Fachleuten ja bereits im vergangenen Jahr als vorbildlich eingestuft worden. Sie hätten also eine gute Chance, einen solchen Risikotest zu bestehen und damit eine Perspektive für weitere Öffnungen zu schaffen. Aber eben nur für diesen Bereich! Denn was im Theater klappt, das kann in der Kneipe, der Diskothek oder in der Shopping Mall desaströs danebengehen. Deswegen lag gerade in der Konzentration auf „Projekte“ die besondere Chance für die Theater.
Jetzt aber, so kritisiert es auch die Grünen-Fraktionschefin Katrin Göring-Eckhardt, missbrauchen einige Ministerpräsidenten diesen Absatz im Beschlusspapier dazu, sich um die Corona-„Notbremse“ herumzudrücken: Sie ersetzen den Begriff der „Modellprojekte“ durch den der „Modellregionen“. Wenn sich aber ganze Regionen mit Geschäften, Bibliotheken, Schulen, Fitnesscentern und Theatern zum „Modell“ erklären, diffundiert das Infektionsgeschehen ins nicht mehr Nachvollziehbare. Und zudem versichern die Virologen, dass unter diesen Umständen die Inzidenzwerte auch mit konsequentem Testmanagement nicht mehr beherrschbar seien, weil die Schnelltests dafür bei asymptomatisch Infizierten und unter dem Regime der Mutanten nicht sicher genug seien. Doch einige Landesfürsten orientieren sich da offenbar an alternativen Fakten und pfeifen auf Beschlüsse, die selber mitgetragen haben – auch der NRW-Ministerpräsident, CDU-Vorsitzende und potentielle Kanzlerkandidat Armin Laschet, der es offenbar zulassen will, dass sich gleich weite Teile des größten deutschen Bundeslandes zu „Modellregionen“ erklären.
Für das Infektionsgeschehen kann das zum Supergau führen, schlimmstenfalls zur Entstehung von impfresistenten Mutanten, wenn die Pandemie tatsächlich heftig wieder aufflammt. Und die Theater finden sich erneut Schlepptau aller anderen Institutionen wieder, ohne die spezifische Qualität ihrer Hygienekonzepte unter Beweis stellen zu können. Dass die Kultur laut Grundgesetz einen privilegierten Schutz verdient, spielt dann weiterhin keine Rolle. Und dass mit dem Fräulein Corona kein Kompromiss und kein Deal zu machen ist, hat sich auch nach einem Jahr Pandemie noch immer nicht herumgesprochen. So aber klempnert die Coronapolitik vor sich hin, und alle leiden: die Infizierten, das Krankenhauspersonal, die Schulen, die Geschäftsleute und Kneipiers… – und, möglicherweise völlig unnötig, auch die Theater.
Jetzt hat es mir tatsächlich eine Zeit lang die Sprache verschlagen. Was für einen Journalisten zwar kein idealer Dauerzustand ist, auf begrenzte Zeit aber auch mal ganz heilsam sein kann. Wie auch immer – jedenfalls wusste ich angesichts der durchschlagenden Konzeptlosigkeit jener Coronapolitik, die sich da alle paar Wochen in den Beschlüssen einer Minder Potenten Kanzleramtsrunde (MPK) entäußert, einfach nicht mehr, was ich noch schreiben sollte. Ich hatte ja alles schon geschrieben: dass das monatelange Ausbleiben einer durchgreifenden Teststrategie eine fahrlässige Schlamperei ist und die Missachtung des besonderen Status der Kultur in den Beschlüssen der MPK ein Skandal; dass die Kultur immer wieder symbolisch für Lockdowns von völlig vorhersehbarer Wirkungslosigkeit den Kopf hinhalten muss, und, und und… Und nach dem hilflosen Hin und Her am vergangenen Montag und Dienstag müsste ja auch dem Allerletzten klar geworden sein, was für einen Hühnerhaufen diese MPK da gerade abgibt. Das muss man ja niemandem mehr erklären.
Also habe ich mir heute nochmal in Ruhe den Text des am Montag beschlossenen Lockdowns angeschaut (und nur um das Osterei mit dem Fünf-Tage-Ruhe-Kracher einen großen Bogen gemacht). Im Wesentlich führt der Beschluss ja den Lockdown vom 3. März fort, das heißt: Er ist immer noch so halbherzig, dass er gegen die „britische Mutante“ relativ wirkungslos sein wird. Das wissen wir schon lange von den Virologen und den Modellierern, wir wissen es aus England und aus Frankreich. Nur die MPK will es offenbar nicht wissen. Vor dem Hintergrund dieser absehbaren Ineffektivität wirkt die De-facto-Schließung der Kultureinrichtungen mehr denn je wie eine Alibi-Maßnahme. Vor drei Wochen mochte man die Hoffnung auf sinkende Inzidenzwerte vielleicht noch simulieren. Jetzt aber läuft die Regelung (ich verkürze das jetzt ein bisschen), dass die Theater in Regionen mit einem Inzidenzwert unter 50 unter Hygieneauflagen und bei einem Wert von 50 bis 100 mit tagesaktuellem Selbsttest Präsenzvorstellungen anbieten dürfen, klar erkennbar auf eine De-Facto-Schließung hinaus. Denn diese Inzidenzwerte werden in den kommenden Tagen praktisch flächendeckend gerissen werden. Während ich dies schreibe, liegt der bundesweite Durchschnittswert laut Robert Koch bei 113,3 – Tendenz steigend, was sonst?!
Aber es gibt eine Passage, die zu lesen sich lohnt, denn sie öffnet einen Türspalt für die Hoffnung: Unter Ziffer 6 heißt es: „Im Rahmen von zeitlich befristeten Modellprojekten können die Länder in einigen ausgewählten Regionen, mit strengen Schutzmaßnahmen und einem Testkonzept einzelne Bereiche des öffentlichen Lebens öffnen, um die Umsetzbarkeit von Öffnungsschritten unter Nutzung eines konsequenten Testregimes zu untersuchen.“ Zentrale Bedingungen seien dabei „lückenlose negative Testergebnisse als Zugangskriterium, IT-gestützte Prozesse zur Kontaktverfolgung und ggf. auch zum Testnachweis, räumliche Abgrenzbarkeit auf der kommunalen Ebene, eine enge Rückkopplung an den Öffentlichen Gesundheitsdienst und klare Abbruchkriterien im Misserfolgsfalle.“
Wie vieles, was diese MPK vom Stapel lässt, werfen auch diese Formulierungen mehr Fragen auf, als sie Antworten geben. Was bedeutet „zeitlich befristet“ genau? Wie soll denn die Rückbindung der Öffnung an eine „Untersuchung“ von „Öffnungsschritten“ konkret aussehen? Wie darf man sich die „räumliche Abgrenzbarkeit auf der kommunalen Ebene“ exakt vorstellen? Keine Ahnung. Klar aber ist: Modellprojekte, wie sie gerade in Berlin und Tübingen laufen, sind grundsätzlich möglich. Diese Möglichkeit sollten die Theater im Verein mit ihren Trägern massiv und intensiv nutzen. Sie sollten solche Projekte beantragen und im konkreten Handeln ausloten, was im Text bislang unklar ist – und ja: Sie sollten vor allem die Ergebnisse nicht nur mit dem öffentlichen Gesundheitsdienst, sondern gleich auch mit dem öffentlichem Diskurs „rückkoppeln“. Denn dass der Beschluss ausdrücklich den Modellcharakter hervorhebt, bedeutet ja auch: Wenn es den Theatern gelingt, zu spielen, ohne zum Infektionsherd zu werden, dann wäre mit jedem dieser Modelle ein Paradigma für die kontrollierte Öffnung der Kultur unter dem Schirm von Tests und Hygienemanagement geschaffen. Damit wird es den MPK-Strategen immer schwerer werden, gegenüber solchen „Modellen“ ihren Kultur-Lockdown weiterhin zu begründen. Und dann haben wir in absehbarer Zeit vielleicht endlich das, was wir vermutlich noch lange brauchen werden: ein Konzept für einen Kulturbetrieb, der auch unter Pandemiebedingungen wieder leibhaftige Begegnungen mit künstlerischen Ereignissen zulässt.
Zu schön, um wahr zu sein? Wer weiß – es ist an der Zeit, das Gegenteil zu beweisen. Auf geht’s!
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