Wolfgang Menardis durch Dreh- und Schiebetüren begehbarer Kasten in Laufstegform weitet sich zum Raum. Zwischen Fabian und den anderen Figuren entsteht eine Schlucht, in die sich André Kaczmarczyk am Ende fallen lässt. Und wir sind ein wenig traurig. Die Skrupel, in einer erodierenden, implodierenden Gesellschaft durch Handeln Spuren zu hinterlassen, den schrecklichen Schock der eigenen Arbeitslosigkeit erspielt er so nachvollziehbar wie intensiv. Die große Freundschaft zu Labude, die vielleicht noch größere Bindung an die Mutter rühren an. Die Beziehung zu den Frauen allerdings bleibt Behauptung. Von jener Leidenschaft, mit der Fabian für Cornelia Battenberg entflammt und die auch Sehnsucht nach Geborgenheit und, später getäuschte, Ahnung einer verwandten Seele ist, zeigt uns die Inszenierung nichts, delegiert sie an die einzige über dem Bühnenraum angesiedelte Szene, die aber arg kultiviert bleibt. Judith Bohle arbeitet sich souverän durch ihren Text. Ihr Dilemma, die Tatsache, dass die Karriere im Filmbusiness vielleicht schon vor 85 Jahren nur über irgendeinen Harvey Weinstein möglich war, berührt jedoch kaum.
So hinterlässt dieser „Fabian“ einen zwiespältigen Eindruck. Immer wieder erfreuen choreographische Kleinigkeiten und kostbare schauspielerische Momente wie die schwerelos sich einbrennende Charakterstudie von Michaela Steiger als geliebte Mutter, die hundsgemeinen Bürgerstudien von Alexej Lochmann, besondes die faszinierend in sich ruhende Künstlichkeit von Torben Kessler, aber der große Bogen wirkt bemüht und die Haltung der unterhaltsamen Inszenierung erscheint weit weniger klar als die Haltung des Protagonisten.