Mitreißendes Objekttheater in München: "Tür zu" an der Schauburg

Wenn Badezimmer sich magisch verwandeln

Ensembleproduktion: Tür zu

Theater:Schauburg, Premiere:20.10.2018Regie:Ariel Doron

Was kann alles passieren, wenn die Freundin zu Besuch kommt und hinter geschlossener Tür das Badezimmer als Spielplatz entdeckt wird? Ariel Doron, der erstmals eine Produktion für Kinder macht, macht aus dieser Grundsituation eine Reise in die Magie der Objekte. Christian Thurm hat dafür ein realistisches Badezimmer gebaut, auf der linken Seite mit zwei Borden übereinander, das obere mit Klopapierrollen überladen, das untere mit vielen Quietscheentchen, daneben ein Klo, dann ein Waschbecken und rechts eine zugezogene Duschkabine. Simone Oswald ist die Freundin, die zu Besuch kommt, in der neuen Situation verkrampft laut lachend und sehr ordnungsliebend, alles, was da so herumliegt, muss sorgfältig zusammengelegt werden. Helene Schmitt hingegen, die Gastgeberin, liebt das Chaos. Klar doch, dass in diesem Kampf zwischen Ordnung und Chaos am Ende die Phantasie gewinnt.

Da tummelt sich ein Monster mit Augen aus Toilettenpapierrollen, da putzt man gemeinsam Zähne, aber jede auf ihre ganz eigene Art, da verschwindet Helene, lässt eine ängstliche Simone zurück. Die noch mehr erschrickt, wenn da plötzlich aus dem Klo Hände auftauchen, Dinge sich selbstständig machen, Helene wieder da ist und gleich unter dem Spülbecken verschwindet – und Simone hinterher. Am Ende dann kann sich Simone ganz auf das chaotische Spiel ihrer Freundin einlassen, ohne ihre Ordnungsliebe zu verlieren. Beide drücken Schaum aus Spraydosen – ein kleines Fest der Anarchie.

Das kennt man von Ariel Doron, das perfekte Spiel mit Alltagsobjekten, die plötzlich im Spiel eine eigenartige magische Bedeutung erhalten. Diese Verzauberung auch noch als emotionale Qualität zu vermitteln, das ist die Leistung der beiden Spielerinnen. Wie Simone Oswald ihre Gefühle ausspielt, zunächst über die befremdliche Situation im hysterischen Gelächter, dann im Wechsel zwischen Staunen und Angst, auch im stupenden Wechsel zwischen der Schüchternheit der Fremden und dem Drang, mitspielen zu wollen. Helene Schmitt, solange sie sich ihrer Freundin nicht sicher ist, lässt sich zunächst auf lautes Lachen ein, betätigt sich dann aber geschickt als Regisseurin, die das Spiel bestimmt. Das wirkt ungemein animierend, zunehmend nimmt das junge Publikum lautstark an diesem Spiel teil, einem Spiel, das einer Neuentdeckung eines Alltagsraums gleichkommt. Hinter „zuen“ Türen, die Erwachsenen verschlossen bleiben, kann sich eine ganz eigene Wirklichkeit entfalten, eine, die zum Gruseln veranlasst, die aber vielmehr noch Spaß macht. Und das führen Simone Oswald und Helene Schmitt begeisternd vor. Was will man mehr?