Das ist sehr amerikanisch; es braucht Phantasie, um im Stück die Zwänge heimischer Karrieren aufzuzeigen. Und Autor Dresser lädt die Familiengeschichte zudem mächtig auf. Denn Papa, Meister in der Gartenschlacht gegen unerwünschte Frucht-und-Gemüse-Räuber, hat zwischenzeitlich doch mal einen Freund bei der ungeliebten Arbeit gefunden hat, und der wird zum Lover der Tochter. Je komplizierter sich die Fabeln aber verstricken, desto mehr wirkt Dressers Stück wie ein Handlungsgerüst, weniger als ausformulierte Szenenfolge; Christoph Roos löst dieses Problem bei der deutschsprachigen Erstaufführung in Magdeburg mit Hilfe der Ausstatterin Anja Ackermann. Das Foto eines monströsen Werbeplakats, das in tiefster amerikanischer Wüste das Traumbild eines Bergmassivs im Schnee zeigt, prangt auf einer bühnenbreiten Wand aus einem Halbdutzend drehbarer Segmente; auf denen erscheint das Personal in rasant wechselnden szenischen Miniaturen. Und im Vorbeirasen kommt uns die Familie näher: Michaela Winterstein, Axel Strothmann und Luise Audersch. Auch die Außen-Menschen, Ralph Martin und Andreas Guglielmetti, fliegen quasi herein und hinaus… das Stück zieht Wirkung aus der Dramaturgie der Schnelligkeit.
Aber die Charaktere bleiben notgedrungen schmal – im Spielzeitauftakt zwischen der „Sonnenallee“ nach Thomas Brussig und Leander Haußmann und Dennis Kellys finster-nachapokalyptischem Kammerspiel „Nach dem Ende“ setzt Magdeburgs Theater auf ein klug gedachtes Stück Anti-Zeitgeist.