Besonders präzise sind die Bilderfluten übrigens nicht, wenn die Musik zum Beispiel vom finalen Feuerregen erzählt, fließt bei Lepage bereits das Videowasser. Kostümmäßig bewegt man sich (n)irgendwo, mal gibt es elegante Couture von heute, mal wurde, scheint’s, der Fundus angestaubter „Ringe“ geplündert. Für Lacher sorgte Brünnhildes Pferd, das alle Regisseure seit Jahrzehnten aus Lächerlichkeitsgründen streichen. Lepage aber schickt ein allerliebstes Tierchen mit nickendem Köpfchen herum; und nicht nur Frauchens Versuch, sich in den Sattel zu wuchten, erheitert arg.
Passend zur „anti-intellektuellen“ Regie geriet das Dirigat Fabio Luisis. Wo andere das Orchester in sämtlichen Farben schwelgen lassen, gab es eher karge Kost. Statt Spannungsbögen aufzubauen, reihte Luisi Nummer an Nummer. Diverse Bläsereinsätze gingen schmerzhaft schief. Beim Superhit mit Tränengarantie – dem Trauermarsch – und im Finale entdeckte Luisi überraschenderweise Wagner als spätromantischen Symphoniker mit speziellem Hang zu Sibelius. Bleiben die Sänger. Hans-Peter König gab den Bösewicht Hagen eindringlich, wirkte aber eher wie ein gutmütiger Busfahrer. Waltraud Meier durfte als Waltraute zart Lyrisches zum Besten geben, sie sang hier einmal gar nicht auf Risiko, sondern zurückhaltend fein – ein stürmisch bejubelter Auftritt. Deborah Voigt überzeugte mit leichten Einschränkungen (zeitweise scharfe Höhen) als Brünnhilde. Die größte Enttäuschung war freilich Jay Hunter Morris als Siegfried, rau in der Mittellage, weiter oben kehlig-bemüht. Sehr solide Eric Owens als Alberich, glänzend Iain Patersons Gunther, akzeptabel die Gutrune von Wendy Bryn Harmer. Beim Casting der Nornen (herausragend das MET-Debüt der Düsseldorferin Maria Radner) wurde ebenso viel Wert auf Qualität gesetzt wie bei den Rheintöchtern. Exzellent auch der von Donald Palumbo einstudierte Chor.
Insgesamt ist diese Götterdämmerung so uninspiriert kühl wie die ständig ins Auditorium geblasene, eisige Luft der MET Klimaanlage.