Was aber wäre eine noch so freie Bearbeitung von Bellinis „La sonnambula“ ohne eine Sängerin, die echten Belcanto singen kann, die bombensicher ihre Partie beherrscht, die aber auch die Selbstironie mitbringt, anhand der Callas die Partie gleichsam vor Publikum erst einzustudieren, sich zu korrigieren, immer wieder neu anzusetzen. Yuka Yanagihara kennt David Martons Arbeitweise und seinen offensiven Umgang mit Musiktheater schon seit Längerem, was man am Mut und der Überzeugungskraft sieht, mit der sie sich auf sein Konzept einlässt und es trägt. Unvergessen daher auch die Szene, in der sie ihrem Bräutigam Elvino hilft, Singen zu lernen und Hassan Akkouch es als höchsten Liebesbeweis mit berührender Unschuld und jungenhaft frei von Scham auch tut, selbst wenn ihm dabei immer mal wieder die Stimme bricht.
Bleiben die beiden Musiker Daniel Dorsch, der auch einen herrlich vertrottelt beflissenen Dirigenten mimt, und Michael Wilhelmi, der als nicht minder neben sich stehender Dramaturg und Conférencier das Geschehen theoretisch überhöht analysieren will, aber nur verqueren Unsinn verzapft. Umso virtuoser spielt er Klavier und nicht nur einmal klingt es, als hätte Stockhausen eine hochkomplex atonal aufrauschende Bellini-Paraphrase verfasst. Dass dazu Yuka Yanagihara ihre originalen Melodien singen kann, ohne sich auch nur einmal buchstäblich im Ton zu vergreifen, spricht für eine ebenso ausgiebige wie fruchtbare Probenarbeit, in der die Sänger, Schauspieler und Musiker ebenso große Sicherheit wie Freiheit erlernten.