„Wer solche Freunde hat, dem wünsche ich keine Feinde“, sagt Arno zu Frank und könnte sich selbst meinen. Hier ist sich jeder selbst der Nächste. Thomas Melles Bar-Spiel „Partner“, bereits 2009 mit einer Einladung zum Heidelberger Stückemarkt geehrt und doch erst jetzt (es mag dem damaligen Uraufführungsboom geschuldet sein) vom Regisseur Eike Hannemann am Theater Aachen zur Uraufführung "ausgegraben", stellt ein ganzes Sammelsurium der Hinterhältigkeiten, Loyalitätsbrüche und Intrigen dar. Frank (Thomas Hamm) und Arno (Philipp Manuel Rothkopf), Partner einer Werbeagentur, einigen sich bei einem Feierabend-Trinkgelage in einer Bar darauf, dass ihr Agenturpartner bzw. -chef und „alter Freund“ Klaus nicht nur etwas schräg drauf ist, sondern in die Klapse gehört. Als Klaus (Tim Knapper) jedoch unerwartet auftaucht, beide mit den Plänen überrascht, zusammen mit seiner Freundin Anne (Marie Hacke) nach London zu gehen, wo ein äußerst guter Job wartet, lassen die falschen Loyalitätsbekundungen nicht lang auf sich warten: Opportunismus pur. Außerdem werden Frank und Arno nun von Klaus und Anne auch auf die Intrigen des jeweils anderen aufmerksam gemacht. Das überrascht einerseits kaum, da mit jedem Herrengedeck, das beide in sich hineinschütten, klarer wird, dass sie auch beim anderen auf Schwäche hoffen oder Verrat wittern. Bedrückend ist die Intrigenspinnerei dennoch – es ist eine Geschichte, wie sie sich hier und heute jederzeit abspielen könnte, egozentrische Karrieristen mitten im Leben.
So überschaubar Handlung und Setting sind, diese zwischenmenschlichen Scharmützel bieten also erkennbare Reibungsflächen, und die ungeahnten Wendungen und dialogischen Geschütze des Textes liefern reichlich dramatischen Zunder. Regisseur Eike Hannemann, der auch die Ausstattung übernommen hat, geht damit handwerklich sicher, aber nicht unbedingt eigenwillig um. Er bewegt sich dicht an der Vorlage, der Bühnen- und Zuschauerraum in der Spielstätte Mörgens ist zur Bar umgestaltet (Stehtisch und Discokugel, flankiert von einer Theke voller Getränke und den Zuschauerreihen links und rechts) und die Geschichte wird als Kammerspiel linear auf die Bühne übertragen – ohne Chichi (die Abwesenheit von Video ist geradezu erholsam), aber leider auch ohne eindrückliche Verdichtungen.