Für diese Macht- und Liebesintrigen um den historischen Attila-Bezwinger Aetius-Ezio hat das Bühnenteam teils faszinierende Lösungen gefunden. In Christian Lacroixs fulminant übersteigerten Traum-Roben zwischen Haute Couture und Barock-Kostüm bekamen die Figuren eine Grandezza, die ihnen exemplarischen Charakter und dramatische Fallhöhe verlieh. Kaspar Glarners puristische Bühne mit zwei, drei gegeneinander verschiebbaren, kahlen Wänden beschwor die Kühle und Verlorenheit von Menschen im Spiel der Macht und in ihren gelungenen Partien erreichte auch Vincent Boussards Regie die strenge Größe der klassischen „Tragédie lyrique“, erinnerte sogar momentweise an die pure Größe der Klassiker-Inszenierungen des Traum-Duos Chéreau-Peduzzi. Glarners zusätzliches Bühnenraffinement, einen matt spiegelnden Boden, nutzte Bibi Abels dezent dunkles Live-Video zur ergänzenden, multiperspektivischen Projektion der Bühnenaktion auf die Rückwand, was die Personen einmal mehr zu gesichtslosen Schachfiguren im Gerangel degradierte. Daneben erschienen nur genannte, auf- oder abtretende Figuren in Joachim Kleins überlegt ausgeklügelter Lichtregie als überlebensgroßer Schattenriss auf den Wänden – einmal mehr die Dominanz von Machtfiguren visualisierend. Wenn Boussard seine Personen zu einem fast dreistündigen Feuerwerk an klassisch überhöhter Expressionen hätte formen können, etwa mit Hilfe eines der Bühnenaktion nur dienenden Bewegungschoreographen – der wiederholt erzielte gleichsam zeitlose Gleichnischarakter hätte noch stärker gewirkt. So blieb als inszenierter Schlusseindruck die Wandlung in ein surreales Museum, in dem eine Gruppe heutiger Besucher die sechs Hauptfiguren nur noch wie Statuen der Ausstellung sah – doch zuvor war Gluck und Phasen der Inszenierung mehr entlarvender Bezug zum Hier und Heute aller Politik gelungen.