Inhaltlich geht es um den Einigungsprozess Europas. Da sind erst konkurrierende Clowns zu sehen, die um rote Nasen streiten. Dann haben sich alle lieb, ziehen an einem Strang. Und schließlich wird jeder Clown individuell, zeigt jeder eine Macke. Aber, das wird bei allem Schillern der einzelnen Clowns deutlich: Es klappt nur gemeinsam. Das Europathema ist dabei allerdings nur lose zu erahnen, man kann auch Anderes in die Szenen hineininterpretieren. Das ist nicht schlimm, im Vordergrund steht ja die Performance. Diese gewinnt nach der Pause an Stärke, als die Inszenierung verstärkt auf die Kleinkunst setzt. Im ersten Teil sind die Spielenden zu oft beschäftigt, im Reigen über die Bühne zu gehen, Kreise zu ziehen usw. Hier wirkt die Varieté-Anmutung wie die Pantomime-Anleihen deplatziert, nicht am richtigen Fleck. Man weiß nicht, ob das jetzt Tanz sein soll oder nicht.
Im zweiten Teil schließlich ist die Entscheidung sichtbar, kommt die Kleinkunst offen zum Tragen. Auch wenn die Mitklatschelemente im Hochkulturrahmen ein bisschen komisch wirken, sie passen in diese Inszenierung. Da wird der Radetzky-Marsch plötzlich mit Trillerpfeifen gegeben. Immer wieder ist ein Clown oder eine Clownin beim Scheitern zu sehen, man lacht, weint, ist zusammen. In einer Szene wird ein erst leerer Hut unter selbst erzeugten Geräuschen von Tropfen schwerer und schwerer. Plötzlich platz Wasser aus ihm heraus, als ein Clown sich den Hut aufsetzt. Diese komischen Einlagen, die Poesie des Versuches, sind die ansehnlichen Momente der Inszenierung.
Dabei zeigen sich große Unterschiede in der darstellerischen Leistung. Zunächst ist beachtlich, was hier Schauspieler, die keine Artisten sind, auf die Bühne bringen. Und doch heben drei deutlich von den anderen ab. Ihre Gesten und Mimiken sind genauer, sind an der Stummfilmästhetik der Chaplin- und Keaton-Zeiten geschult, wo die Menschen sich immer ein wenig zu ruckelig bewegten. Die anderen sind starr oder zu versucht präzise. Aus Ioachim Zarculea scheint das weiche Fließen einfach hinauszulaufen. Mit erstaunlicher Beweglichkeit überzeugt er ebenso wie mit der Freude, die ihm aus dem Gesicht strahlt. Wie eine komische Gliederpuppe kann sich Theodora Bălan bewegen. Und einfach großartig agiert Daria Ghițu. Von Sekunde eins klebt man an ihrer Clownin, die gerade einem Stummfilm entsprungen zu sein scheint. Ihr Gang, ihre Blicke und Handbewegungen sind hoch präzise und dennoch von einer charmanten, einnehmenden Leichtigkeit. Ihr und den anderen beiden zuzusehen, macht einfach Freude – und verdeutlicht, wie viel Bewegungskunst auch in der angeblich bloß auf Unterhaltung abzielenden Kleinkunst steckt.