Verhinderte Geschäftsreisende und Wirtin in "Nicht ganz drei Tage"

Showdown in Westfalen

Fritz Eckenga: Nicht ganz drei Tage

Theater:Westfälisches Landestheater, Premiere:06.12.2014 (UA)Regie:Ralf Ebeling

Als Frontmann des Rocktheaters N8schicht und Baumarktleiter Kaltenbecher ist Fritz Eckenga längst eine Ruhrgebietsikone. Doch von diesen populären Rollen hat sich der  Kabarettist und Lyriker längst verabschiedet. Nun hat er sein erstes Theaterstück geschrieben. 

Kurz vor Weihnachten im südlichen Münsterland. Ein plötzlicher Wintereinbruch macht die Autobahnen unpassierbar. In einer kleinen Pension stranden Handlungsreisende. Zwei von ihnen sind alte Freunde, Bernd und Dirk. Sie trinken Pils und Schnaps, flirten mit Pensionswirtin Guddi und machen einen auf dicke Hose.

Eine jüngere Frau stößt dazu, groß, blond, schick und arrogant. Eine Unternehmensberaterin im ständigen Kampf mit zusammenbrechenden Handynetzen und Onlineverbindungen. „Nicht ganz drei Tage“ heißt das Theaterstück von Fritz Eckenga. Diese Zeitspanne sitzen die Leute in der Pension fest, weitgehend abgeschnitten von der Außenwelt. Während aus dem Radio Wetterberichte und Weihnachtsgedudel tönt. Die unfreiwillige Pause zwingt die drei, sich mit sich selbst zu beschäftigen. Und mit dem riesigen Druck, den sie in ihren Jobs aushalten müssen.

„Eine vorübergehende Komödie“ heißt das Stück im Untertitel. Fritz Eckenga hat keine Witzparade geschrieben, sondern im Kern ein schwermütiges Stück über Freundschaft, das Älterwerden und den Überlebenskampf. Ralf Ebelings Inszenierung kommt etwas schwer in Gang, der Text ist auch manchmal behäbig. Doch dann nimmt die Geschichte immer mehr Fahrt auf, bis es zu einem alkoholisierten Showdown kommt.

Burghart Braun überragt als Familienvater, der  lernen muss, dass seine Frau mehr Geld verdient als er und er nicht der alleinige Ernährer ist. Mit zerknittertem Antlitz und latenter Erfolglosigkeit erinnert er manchmal an Willy Loman in Arthur Miller „Tod eines Handlungsreisenden“. Vesna Buljevic gibt Pensionswirtin Guddi viel bodenständige Herzlichkeit, und Julia Gutjahr lässt als Unternehmensberaterin ein bisschen Gefühl durch das perfekte Makeup blitzen. Nur Gudio Thurk rutscht als  Fertignahrungsverkäufer Dirk mit aufgesetztem Akzent und  Proletengehabe in die Karikatur eines Ruhris wie man sie aus schlechten Comedyshows kennt. Fritz Eckengas ernsthafte, berührende  Komödie ist ein viel versprechendes Debüt mit kleinen Schwächen.