Regisseur Volker Schmalöer kontert den Trend, die Molière-Komödianten in Gegenwarts-Zivil zu stecken und so die Zeitlosigkeit des Stückes zu belegen. Indem er sie parodistisch prachtvoll ausstaffiert, kommt der Text (es ist die angenehm selbstironisch holpernde Reim-Fassung, die einst für Jürgen Goschs legendäre Inszenierung entstand) wie unter Anführungszeichen. Siehe da: Es wirkt phasenweise, als würden ewige Weisheiten in Geschenkpapier verabreicht. Wenn der aufdringliche Freizeit-Dichter Oronte (Thomas Klenk) dem grantelnden Alceste bei der Erstbegegnung die Freundschaft aufdrängt, wirkt das wie ein Fanal gegen die Facebook-Gemeinde. Find ich gut! Zwischendurch, wo Discofieber ausgerufen wird und das Panoptikum der Modepuppen zappelt, rutscht die Sache auch mal ins Alberne. Doch am Ende, das den “Menschenfeind” mit sich im Reinen in der selbstbestimmten Einsamkeit zeigt, möchte man ihm verständnisvoll auf die Schulter klopfen. Besseres als den lebenslangen Maskenball hat er allemal erwischt.