Aber selbst diese Zuordnung wäre zu präzise – immerhin wird ja von nun an hinauf und hinab geflirtet im Treppengeflecht; Paare finden und verlieren einander, ein Alter kommt ein paar Mal mit der Gießkanne herein und wässert tote Steine. Gegen Ende trägt er einen kleinen Brocken hinaus, als hätten die Steine Junge gekriegt. Rätsel über Rätsel, fast ohne Motive, fast ganz ohne Kern, ohne Herz. Auch die Verdi-Schnipsel schrumpfen schon; dann zieht die Bläser-Truppe aus dem Graben in den Bühnen-Hintergrund und stimmt, unsichtbar, die große Vereinigungsmusik an – aber im Ensemble traut sich kaum noch jemand wirklich zu singen. Immer nur ein paar verschämte Noten – bis (die natürlich wie immer herrliche) Tora Augestad zum letzten „Ave Maria“ anhebt. Dann verstummt auch das Orchester; erst im Solo für Bass, dann mit den zwei Dirigenten am Spinett – mit einer Handvoll letzter Noten.
Wie weltenweit ist dieser Abend entfernt vom himmlisch-melancholischen Zauber in Marthalers Musical-Paraphrase „Meine faire Dame“ am selben Theater im vorigen Jahr – besonders ist der Abend mit Herzschrittmacher nur im unbedingten Willen, in keiner Hinsicht besonders zu sein: nicht besonders heiter, nicht besonders traurig, nicht besonders melancholisch. Mit größtem Aufwand und auf großer Bühne tut er so, als sei er nicht vorhanden – als müsse er einfach nicht sein.