Auch das sonst schon selbstverständliche „Frankfurter Glück“ von hinreißenden Solisten stellte sich nur in Teilen ein. Frank van Akens Alexej und sein wuchtiger Tenor überzeugten weder als Hauslehrer-Underdog noch als neureicher Protz. Barbara Zechmeisters Polina war nur eisiges Weibsteufelchen. Clive Bayleys General wirkte nur wie ein zerfahrener Neurotiker. Martin Mitterrutzners oft gleissender Intriganten-Tenor passte zwar zum Marquis, als Figur aber war er zu leichtgewichtig für den zentralen Finanz-Mafioso. Doch dann wurde die 72jährige Anja Silja als Babuschka im Rollstuhl unter all dieses Gelichter hereingeschoben – und dieser andere „Besuch der Alten Dame“ geriet zum Zentrum des Abends. „Die Silja“ und Dirigent Sebastian Weigles mal flüssig-flinker Parlando-Ton, die kantigen Klang-Umbrüche, die schrillen Exaltationen all dieser Geld-Hysteriker und Monetomanierinnen, auch die niederschmetternden Orchesterschläge des Scheiterns verdienten allen Beifall.